16.11.2016 Regionale Rundschau

 

Wasserbüffel-Kälber in Leester Heide

Weiße Tupfen im grauen Herbst

 

Nachwuchs bei den Wasserbüffeln in der Leester Heide: die Kühe Mette und Laura haben jeweils ein Kalb bekommen. Beide Jungtiere zeichnen sich durch eine besondere Farbe aus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zu Anfang haben die Wasserbüffel ihre Kälber noch im Schilf versteckt. Mittlerweile trauen sich die Kleinen bis an den Zaun. (Janina Rahn)

 

Der Wind pfeift über die Wiese, feiner Regen nässt langsam aber sicher alles durch. Den Wasserbüffeln, die in der Leester Marsch grasen, macht das überhaupt nichts aus. „Sie kommen besser mit Kälte als mit Hitze klar“, sagt Thomas Brugger, Vorsitzender der Nabu-Gruppe Weyhe, während er Kuh Mette beherzt hinter den Ohren krault. Vor einigen Wochen haben sie und Laura, die zweite Kuh in der kleinen Herde, jeweils ein Kalb bekommen. Das besondere an den beiden Jungtieren: Im Gegensatz zu ihren Eltern sind sie weiß.

„Als ich sie das erste Mal gesehen habe, dachte ich, es wären Schafe“, sagt Brugger, der die Kälber zunächst nur aus der Ferne betrachten konnte. „Anfangs haben sie sich im Schilf versteckt“, erzählt er. Erst nach und nach seien sie neugieriger geworden. Mittlerweile trauen sie sich bis an den Zaun. Die weiße Fellfarbe sei zwar seltener, jedoch nicht sehr ungewöhnlich, weiß Brugger. „Die europäischen Hauswasserbüffel, zu denen unsere Tiere zählen, stammen von den asiatischen ab und die gibt es in den unterschiedlichsten Farben“, sagt er. So müsse der Bulle die entsprechenden Gene in sich tragen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Thomas Brugger mit seiner Lieblingskuh Mette und ihrem Kalb. Im Hintergrund sind die restlichen Wasserbüffel und das zweite Kalb zu sehen. (Janina Rahn)

Dass die Kälber im Oktober geboren wurden, sei durchaus normal, so Brugger. „Das war die letzten Male auch so.“ Seit 2014 grasen die Tiere in der Leester Marsch. Mittlerweile sind es sechs Büffel: die zwei Kühe, der Bulle Athos, George, der Sohn von Athos und Laura, und die beiden Kälber. Diese wurden Hanne und Matha getauft. Hanne nach einem Nabu-Mitglied, dass eine Menge Geld für das Projekt gespendet hat. Und Matha nach der Enkelin des Landwirten, der einen Unterstand für die Rinder zur Verfügung stellt und sie mit Heu versorgt. 

Die Wasserbüffel sind aber nicht nur zur Zierde in der Leester Marsch – sie erledigen eine Aufgabe dort. Das Ganze nennt sich Ganzjahres-Beweidungs-Projekt. „Das insgesamt 30 Hektar große Land wird extensiv – also nach ökologischen Voraussetzungen – bewirtschaftet“, erklärt Brugger. So werde etwa nicht vor dem 15. Juni eines Jahres mit dem Mähen begonnen, damit die in der Marsch heimischen Vögel in Ruhe brüten können. „Außerdem entsteht keine Artenvielfalt in den Gräsern, wenn die Weide immer nur gemäht wird“, so Brugger. „Denn es gibt hoch- und tiefwachsende Gräser, die beim Mähen ungleichmäßig, komplett oder gar nicht gekürzt werden.“

Durch die Beweidung mit den Wasserbüffeln entstehe hingegen eine Marmorierung der Wiese, 7,5 Hektar der Fläche haben die Tiere für sich. „Sie fressen nur, was lecker ist“, sagt Brugger. „So kommen etwa bestimmte Kleearten besonders gut durch.“ Außerdem fördert die Ganzjahres-Beweidung die Wiesenvogel-Population. Denn der Kot der Rinder lockt Insekten an und das kurzgefressene Gras bietet den Vögeln eine gute Übersicht. 

Bis zum Hals im Teich

Die Besonderheit an den Wasserbüffeln ist, dass sie in der Lage sind, Binsen zu verdauen und dass sie gerne Schilfgräser fressen. Mit diesen Vorlieben sorgen sie dafür, dass die Biotope in der Marsch nicht verlanden und sie halten diese offen. Außerdem nutzen die Wasserbüffel die Teiche im Sommer als Abkühlung. „Dann schauen nur noch die Köpfe heraus“, erzählt Thomas Brugger. Dass die Tiere so hitzeempfindlich sind, liegt daran, dass sie nur ein Sechstel der Schweißdrüsen normaler Rinderrassen haben. Deswegen macht auch den Kleinen das kalte Wetter im Moment nichts aus. Bei Regen, Schnee oder Hagel verkrümeln sich die Tiere allerdings auch gerne Mal in ihren Unterstand, hat Brugger beobachtet.

Die Chefin der kleinen Gruppe ist Laura. „Die Kühe entscheiden, ob der Bulle dabei bleiben darf“, sagt der Nabu-Vorsitzende. „Die beiden männlichen Tiere verstehen sich nur, weil einer der beiden kastriert ist.“ Die Rangordnung unter den Kühen entscheidet sich nicht nach Statur und Kraft, sondern nach dem Alter der Tiere. Eine erste Rangordnung deutet sich auch schon bei den Kälbern an, die neun Monate lang gesäugt werden. Erst in einigen Monaten werden sie ihre ersten Grashalme probieren.

Hanne und Matha dürfen auch langfristig bei ihrer Familie in der Leester Marsch bleiben. Nur der Bulle Athos muss irgendwann gehen – wegen der Inzuchtgefahr. Aber vielleicht werden Laura und Mette vorher noch einmal gedeckt und vielleicht gibt es auch einen Nachfolger für den Bullen. Denn: „Auf diese Fläche passen acht bis zehn Wasserbüffel“, sagt Brugger. Schließlich müssen die Tiere die Fläche auch bewirtschaften. Momentan bekommen sie dabei noch Unterstützung von Menschen, die die Fläche mähen.


Kreiszeitung vom 02.10.2016


Kreiszeitung vom 27.09.2016


Achtung ! Terminänderungen

 

Ab Oktober 2016 findet das Monatstreffen jeweils am 3ten Donnerstag in Monat statt


Kreiszeitung vom 03.08.2016

 

Rallye rund um das Böttchers Moor

Letzte Ferienspaßaktion erfolgreich gemeistert

Der Inhalt dieser Fühlkästen des Naturschutzbundes ist wesentlich harmloser als der in den Kästenbei den Dschungelprüfungen eines TV-Senders. - Foto: Ehlers

 

Weyhe - Von Heiner Büntemeyer. Bei der letzten Ferienkistenaktion, die der Naturschutzbund und die Gemeinde gemeinsam veranstaltet haben, beteiligten sich am Dienstagnachmittag auf dem Naturerfahrungsgelände am Böttchers Moor 24 Kinder im Alter zwischen sechs und elf Jahren. In fünf Gruppen arbeiteten sie die Naturschutz-Rallye rund um das Moor ab. Zehn Stationen hatten die Helfer aufgebaut, jede Gruppe startete an einer anderen Station, so kamen sich die Teilnehmer nicht ins Gehege.

Am meisten Spaß machte ihnen die Station, bei der sie aus eigener Kraft eine Bootsreise quer über das Moor unternahmen. „Alle haben mitgemacht, keiner ist über Bord gegangen“, meldete der Bootsführer Fred Pollack hinterher erleichtert. Auf der gegenüberliegenden Seite mussten die Kinder eine Aufgabe lösen, die einige als besonders schwer empfanden: Sie mussten mit einem Ei auf einem Löffel einen Parcours ablaufen.

Heftige Diskussionen gab es bei der Frage, was auf den Kompost gehört und was nicht. Die meisten kompostierbaren Abfälle kannten die Kinder, aber wie war das mit einem Knochen? „Es ist organisches Material“, waren sie sich einig und lagen eigentlich richtig. Aber weil der Verrottungsprozess so lange dauert, gehören Knochen nicht in den Komposthaufen.

Spielerisch lernte der Nachwuchs dazu und weiß jetzt auch, dass Schafe nur schwimmen können, wenn sie geschoren sind und Maulwürfe nicht gut sehen können. „Das hatte ich mir schon gedacht, weil die ja die meiste Zeit in der Erde wühlen“, bestätigte Inka.

Die Kinder mussten Tiersteckbriefe erraten, Dosen werfen, bei einem Geräusch-Memory die zueinander passenden Dosen heraushören und Gegenstände im Fühlkasten ertasten.

Die Helfer um den Umweltbeauftragten Ulf Panten werteten die Fragebögen aus, doch schon vorher stand fest, dass es bei dieser Aktion nur Sieger gab. Panten überreichte allen Teilnehmern einen Weyhe-Beutel mit Lesestoff, einem Puzzle und einer Becherlupe. Nur Anna-Lena, Julia, Katharina, Jannis und Tammo aus der siegreichen „Fledermausgruppe“ bekamen zusätzlich noch ein Vogel-Bestimmungsbuch.


Regionale Rundschau vom 03.08.2016

 

Mit offenen Augen durch die Wildnis

 

Bei der Naturschutz-Rallye der Gemeinde Weyhe und des Nabus gab es einiges zu entdecken.

In insgesamt sechs Fühlkästen konnten die Kinder unter anderem Erdnüsse, Watte und Stofftiere ertasten. (Udo Meissner)

Weyhe. Der Futtereimer steht bereit, neugierige Kinderaugen suchen die kleine Wiese nach wolligen Zeitgenossen ab, aber ein Schaf ist nicht auszumachen – die Tiere haben sich auf die Nachbarwiese verkrümelt. Dort ist das Gras länger. Nichtsdestotrotz beantworten die neunjährige Celine und ihre vier Team-Mitglieder mit Feuereifer diverse Fragen zum Thema Schaf.

 

Insgesamt 24 Kinder im Alter von sieben bis zwölf Jahren nahmen in Vierer- oder Fünfergruppen an der Naturschutz-Rallye rund um das Böttcher Moor teil, die im Rahmen der Ferienkiste von der Gemeinde und dem Nabu Weyhe angeboten wurde. 

„Käse, Milch, Fleisch“: Celine und ihre Mitstreiter wussten nicht nur, welche Lebensmittel vom Schaf stammen, sie kannten auch die natürlichen Feinde der Tiere und wussten, wie alt Schafe werden können. Celine war bereits zum zweiten Mal bei der Naturschutz-Rallye dabei. „Es macht mir einfach so viel Spaß“, sagte sie. „Und am Ende gibt es einen Preis.“ 

Insgesamt zehn Stationen galt es zu meistern. Das Schaf-Quiz betreute Christina Mielke von der Gemeinde Weyhe. „Die einzelnen Stationen sind an sich jedes Jahr ähnlich, es kommt aber immer auch etwas Neues dazu“, erzählte sie. Bereits seit über zehn Jahren finde die Naturschutz-Rallye in den Sommerferien statt.

Gestartet wurde an sechs Fühlkisten, in denen es unter anderem Erdnüsse, Watte oder Stofftiere zu ertasten galt. An der zweiten Station ging es ums Thema Kompost. „Diese Station ist neu dabei“, verriet Mielke. Zielsicher ordneten Julia, Jannis und Tammo verschiedenste Sachen dem Komposthaufen zu. Auch was nicht dort landen sollte – Konservendosen, Plastikbeutel oder kranke Pflanzen – wussten sie genau. „Ich finde es toll, durch die Natur zu laufen, Fragen zu beantworten und etwas zu lernen, anstatt vor dem Fernseher zu sitzen“, urteilte die elfjährige Julia. „Man kann sein Gehirn einschalten“, ergänzte der zehnjährige Jannis. Es sei einfach schön, etwas in der Natur zu unternehmen, fand er. „Außerdem macht es Spaß, Aufgaben in der Gruppe zu lösen“, sagte der sechsjährige Tammo, der plante, sich einen eigenen Komposthaufen anzulegen.

Nach der Kompost-Station überquerten die Teams das Böttcher Moor mit einem Schlauchboot – eine der beliebtesten Stationen, wie Christina Mielke beobachtet hatte. Anschließend kam es auf die Feinmotorik an: Mit einem Löffel in der Hand, auf dem ein Ei lag, galt es einen kniffeligen Parcours zu meistern. Weiter ging es dann mit einem Wissenstest und einem Hörmemory.

Weniger Natur, dafür umso mehr Spaß gab es an Station acht beim Dosenwerfen. Anschließend galt es, anhand von Steckbriefen verschiedene Tiere zu erraten. Auch an der letzten Station wurde geraten. Hier mussten die Kinder herausfinden, welche Gegenstände schwimmen und welche nicht.

„Am Ende bekommt jede Gruppe einen Preis“, erzählte Christina Mielke. Die Kinder, die den ersten Platz belegten, erhielten zudem ein Naturschutzbüchlein vom Nabu. „Uns ist es wichtig, den Kindern die Natur näher zu bringen“, betonte Mielke. „Sie sollen die Natur lieben lernen, sensibilisiert werden und draußen sein.“ Dem schloss sich auch der Umweltbeauftragte der Gemeinde Weyhe, Ulf Panten, an. „Außerdem wollen wir das Naturerfahrungsgelände, das es hier seit 2007 gibt, publik machen“, sagte er. Oberstes Ziel sei es jedoch, die Kinder an die Natur heranzuführen. „Ich stelle immer wieder fest, dass bei den Kindern vieles nicht mehr präsent ist“, so Panten. So könnten die meisten Kinder die verschiedenen Baumarten nicht auseinander halten. „Deswegen wollen wir sie bei der Rallye spielerisch an die Natur heranführen“, betonte der Umweltbeauftragte.  


Nachwuchs im Trafoturm an der Böttcherei

11.07.16

Eine Inspektion des Eulenkastens ergab, dass zur Zeit zwei Jungvögel groß gezogen werden.

Bildautor: H.Bokelmann


Regionale Rundschau vom 16.06.2016

Ein Leben für Flora und Fauna

Manfred Böcker ist leidenschaftlicher Naturschützer – darüber hinaus engagiert er sich kirchlich und sozial

Weyhe. Bienen summen durch die Luft, wohin das Auge blickt, ist es grün, ein wenig verwildert, durchsetzt von kleinen Wasserflächen – Manfred Böckers Garten in Sudweyhe spiegelt seine Leidenschaft wider: die Natur. Angefangen hat alles mit einem Zeitungsartikel in den 1970er-Jahren. Manfred Böcker war mit seiner Familie nach Weyhe gezogen, hatte ein Haus gebaut und zahlte als Eigentümer einen kleinen Obolus an den Mittel-Weser-Verband. „In der Zeitung las ich davon, dass die Bäche in der Region begradigt und vertieft werden sollten“, erinnert sich Böcker, der jetzt zum Weyher des Jahres 2015 gekürt wurde. „Ich war so empört, dass auch mein Geld dafür verwendet wird, da hat es Klick gemacht.“ Von diesem Ze itpunkt an war Manfred Böcker nicht mehr zu stoppen. 

Zunächst stieg er in den Umweltschutz-Verein Weyhe ein. Kurz bevor dieser sich auflöste, wurde Böcker im Jahr 1979 Mitglied im Syker DBV (Deutscher Bund für Vogelschutz), aus dem Anfang der 1990er-Jahre die Nabu-Kreisgruppe Grafschaft Hoya wurde. 2000 gründete er gemeinsam mit Gisela Wenderoth den Nabu-Kreisverband Diepholz, wo er zunächst stellvertretender Vorsitzender war. Seit 2002 ist er erster Vorsitzender.

Besonders das Wasser liegt dem 72-Jährigen am Herzen. „Wir haben viel an der Hache gemacht“, sagt er. Im Bereich Neubruchhausen hat der Nabu Teiche anlegen lassen und kümmert sich um die Biotoppflege vor Ort. Auch Schlatts haben Böcker und seine Mitstreiter angelegt. Das Böttchers Moor ist eine weitere Herzensangelegenheit von Manfred Böcker. Dort ist auch die Naturschutzstation der Nabu-Ortsgruppe Weyhe, die Böcker 2002 gegründet hat, zu finden. Vor allem der zurückgehende Wasserstand des Moores bereitet ihm Sorgen. 

Stillstand gab es nie in Manfred Böckers Tatendrang. Um Kapital erhalten zu können, gründeten er und seine Nabu-Mitstreiter im Jahr 2000 die Stiftung Naturerbe Landkreis Diepholz, deren Vorsitzender ebenfalls Böcker ist. „Für die Stiftung erhielten wir Ersatzflächen, die uns zur Betreuung überlassen wurden“, erzählt er.

Was vorher vom Nabu betreut wurde, wurde nun an die Stiftung übergeben. Diese Flächen wurden mit Teichen ausgestattet. „Die wuchsen aber immer wieder zu“, erinnert sich der ehemalige Fluglotse. Das Ausbaggern der Wasserflächen sei jedes Mal mit Kosten verbunden gewesen. Durch einen Vortrag kam Manfred Böcker auf die Idee, Wasserbüffel auf diesen Flächen anzusiedeln. „Vom ersten Ansatz bis zur Anschaffung der Wasserbüffel vergingen zehn Jahre“, so Böcker. Vor zwei Jahren konnten schließlich vier der Tiere ihr neues Domizil in der Leester Marsch beziehen. „Wasserbüffel sind die einzigen Rinder, die ins Wasser hineingehen und es offen halten“, begründet der Naturschützer die Entscheidung. 

Bereits vor 17 Jahren hat Manfred Böcker gemeinsam mit der Gemeinde das Krötensammeln eingeführt, so dass möglichst wenig der Amphibien von Autos erfasst werden. Über die enge und intensive Zusammenarbeit mit der Gemeinde sei er ohnehin sehr glücklich, sagt Böcker.

Auch politisch ist Manfred Böcker seit vielen Jahren aktiv. „Dass ich in den Rat kam, ergab sich aus der grünen Bewegung in den 1970er-Jahren“, erzählt er. 1980 wurden schließlich die Grünen gegründet. Ein Jahr später wurden Manfred Böcker und Klaus Müllenschlader in den Gemeinderat gewählt. „Wir glaubten damals, im Rat mehr bewegen zu können als von außen“, so Böcker. „Das stellte sich allerdings als sehr begrenzt heraus.“ Aber er und Müllenschlader bekamen immerhin Informationen und hatten die Möglichkeit, Anträge zu stellen. Bis 1991 war der 72-Jährige im Rat, von 1986 bis 1996 im Kreistag. Seit zehn Jahren ist Böcker zugewähltes Mitglied im Umweltausschuss.

Aber nicht nur Natur und Politik haben es dem Weyher des Jahres angetan: Zehn Jahre lang ist er den Bürgerbus gefahren. Außerdem war er Mitglied im Kirchenvorstand der Felicianusgemeinde. „Das hat sich alles so ergeben. Man fühlt sich eben verantwortlich und die einzelnen Sachen greifen ineinander“, sagt Böcker über sein Engagement, das auch seinen Vorsitz des Fördervereins Weyhe-Madona beinhaltet, den er bis 2010 inne hatte. An die 50 Mal sei er in Lettland gewesen, berichtet er. Außerdem könne er schlecht nein sagen.

„Ich habe das nicht gemacht, um Weyher des Jahres zu werden“, betont er mit einem Lächeln. Seine Hauptmotivation sei der Erhalt der Natur für seine Nachkommen, sagt der zweifache Vater und fünffache Großvater und verweist auf die christliche Geisteshaltung, die Nächstenliebe, Toleranz und soziale Verantwortung beinhalte. Böcker plant jetzt etwas kürzer zu treten und Zeit mit seiner Frau und Familie zu genießen. Mitglied bei den Grünen und Vorsitzender des Nabu-Kreisverbandes wolle er aber bleiben.

Und zwei weitere Anliegen verfolgt er auch weiterhin: „Es gibt Bestrebungen, die Gewerbeflächen in Dreye auszuweiten.“ Den Flächenverbrauch sollte man jedoch behutsam angehen, findet er. „Ich wehre mich mit Händen und Füßen dagegen, dass das Gewerbegebiet in Richtung Ochtum ausgeweitet wird.“ Sein zweites Anliegen ist, dass das Außendeichgebiet in Dreye als Naturschutzgebiet ausgewiesen wird. „Damit kann die Tier- und Pflanzenwelt dort geschützt werden“, begründet Manfred Böcker sein Engagement.


Kreiszeitung vom 14.06.2016

 

Nach mehr als 40 Jahren Engagements für den Naturschutz will Böcker bald etwas kürzertreten

„Manni“ – engagiert in der Ödnis

Lahausen - Von Philipp Köster. Manfred Böcker zieht eine Mittelwabe aus dem Bienenstock im Garten seines Hauses in Lahausen. Sogleich schwirren die Bienen herbei. „Bei dem Wetter tun sie nichts“, beruhigt der 72-Jährige. Am Tag zuvor hat der Hobby-Imker Honig geschleudert. Und nebenan im Teich entwickeln sich bei den ersten Kaulquappen die Hinterbeine.

Manfred Böckers Garten „An der Brake“ ist ein kleines Paradies. Er hat es mit seiner Frau Inge in den vergangenen 42 Jahren so geschaffen, wie er es haben wollte. „Damals, als wir das Grundstück gekauft haben, war hier ein Rübenacker.“ Stück für Stück hat das Ehepaar es so naturnah wie möglich umgestaltet, denn die Natur, die Schöpfung, wie der Christ sagt, liegt dem frisch gebackenen Weyher des Jahres sehr am Herzen. Vor kurzem erst ist er für seine 40-jährige Mitgliedschaft beim Naturschutzbund (Nabu) geehrt worden.

In Hameln geboren, wollte er eigentlich zur Marine, landete aber beim Marinefliegergeschwader I in Schleswig, ließ sich im letzten Jahr seiner achtjährigen Verpflichtung in der zivilen Flugsicherung ausbilden und gelangte über Hannover 1974 mit seiner Frau nach Bremen. „Das Weserbergland ist schön, als ich nach Schleswig kam, dachte ich, wie öde ist das denn hier. Aber später in Weyhe hatte ich erst einen Begriff dafür, was öde heißt“, erinnert sich Böcker und lacht laut.

Denn Gewässerbegradigung und Flurbereinigung stießen ihm schnell sauer auf, so dass er sich in der Umwelthilfe Weyhe und später im Nabu auf Gemeindeebene sowie im Bereich der ehemaligen Grafschaft Hoya engagierte. Auch politisch wollte er dem Umweltschutz Gehör verschaffen. Gemeinsam mit Horst Preßler-Höft wurde er 1981 für die Grüne Wählergemeinschaft in den Rat gewählt. Unmittelbarer Anlass war die Fällung einer Pappelreihe an der Sudweyher Straße. „Die Bäume drückten den Asphalt hoch. Aus heutiger Sicht kann ich die Rodung nachvollziehen, aber damals fanden wir das schlecht.“ Die Bäume hatten in der Gemeinde keine Lobby. Sie störten am Straßenrand, denn im Seitenraum verliefen die Versorgungsleitungen. Also weg damit. An Gemeindedirektor Alfred Wetjen, passionierter Jäger, und dem lokalpolitischen Establishment, oft Landwirte alten Stils, bissen sich die Umweltaktivisten die Zähne aus. „Doch wir hatten auch viele Sympathisanten, und wir fanden bei den beiden Zeitungen für unsere Themen offenen Ohren.“ 1986 waren saßen schon vier Grüne im Rat. Neben dem Einsatz für die heimische Natur organisierte seine Partei auch die Ostermärsche.

Anfang der 1990er-Jahre „wollte uns Alfred Wetjen, der selbst ernannte König von Weyhe, eine Freude machen: Er überließ uns eine Hütte im Bruch ohne Wasseranschluss und mit Plumpsklo“. Das war das erste Domizil des Nabu in der Wesergemeinde.

Später kamen Nabu-Chef Böcker und seine Leute besser mit der Verwaltung klar, vor allem mit den Umweltbeauftragten, zunächst Andreas Block-Daniel und dann Ulf Panten.

Doch das gute Verhältnis zu Panten drohte neulich erst Schaden zu nehmen. Im Ausschuss für Bau, Planung und Umwelt hatte Manfred Böcker das Aufforstungsprojekt in Melchiorshausen kritisiert, das kommende Woche den Rat passieren soll. Grundsätzlich ist er natürlich mit mehr Wald einverstanden, doch er moniert, dass das Areal lediglich als Ausgleichsfläche für die Ausweisung weiterer Gewerbegebiete dient. „Unsere Leester Marsch wird immer mehr eingeschnürt“, verweist der 72-Jährige auf die Vergrößerung von Dreye-West III. Mit der deutlich vorgebrachten Kritik hatte Böcker im Ausschuss den Urheber der Beschlussvorlage „tief verletzt“: Ulf Panten.

„Das haben wir inzwischen geklärt.“ Gleichwohl sagt der Vater zweier erwachsener Söhne und von fünf Enkeln: „Ich muss manchmal zulangen und überzeichnen. Wir gehen sonst den Bach runter und verspielen die Zukunft unserer Kinder und Enkel.“ 80 Prozent der Flächen werden Böcker zufolge von der Landwirtschaft bewirtschaftet. „Das ist aber nicht nur ihre Betriebsfläche, sondern unser aller Lebensraum. Und die Steuerzahler subventionieren die Betriebe teilweise zu 50 Prozent.“

Auf die kritischen Beiträge im Bauausschuss wird das Gremium ab Herbst verzichten müssen. Dann ist Schluss mit der Ratsarbeit. Aus der Nabu-Spitze hat sich Manni Böcker schon vor Monaten zurückgezogen.

Bis 2018 bleibt er aber Kirchenvorstandsmitglied in der Felicianusgemeinde. Pastor Thomas Aehnelt hatte ihn zur Jahrtausendwende für die Arbeit in der Kirche, bei Kinderbibeltagen und dem Weihnachtsgottesdienst auf dem Felde sowie für das Gemeindeleitungsgremium gewinnen können. Auch in der Lettland-Partnerschaft will der Lahauser weiter aktiv bleiben und Hilfstransporte organisieren und begleiten sowie Kontakte pflegen.

Jetzt sind erstmal die Bienen dran und der Honig. Nach dem Schleudern geht es ans Abfüllen des goldenen Saftes. Da steckt genussvolle Natur pur drin.


Kreiszeitung vom 02.06.2016

 

Manfred Böcker ist Weyher des Jahres

„Streitbarer Kämpfer“ geehrt

Weyhe - Von Philipp Köster. Manfred Böcker ist Weyher des Jahres 2015. Der Lahauser nahm am Donnerstagabend im Rathaus diesen Ehrenamtspreis aus den Händen von Bürgermeister Andreas Bovenschulte entgegen. Den Sonderpreis für die Organisation des Jahres erhielt die Gästeführung. Eine besondere Würdigung bekamen darüber hinaus Flüchtlingspaten, die sich um die rund 500 Migranten in der Gemeinde kümmern.

In Manfred Böcker hatte die Auswahljury einen vielseitig ehrenamtlich Aktiven auserkoren. Vor allem im Naturschutz ist der Lahauser zu Hause. Er war Gründungmitglied und lange Vorsitzender der Ortsgruppe Weyhe und auch im Kreisverband im Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Die Sorge um das Böttchers Moor und damit zusammenhängend um das Grundwasser, die Naturschutzstation an der Böttcherei, Energiewende, Artenvielfalt und Versiegelung seien wichtige Themen des laut Bovenschulte „streitbaren Kämpfers“ und „Mann der Praxis“. Mit langem Atem habe er an auch ungewöhnlichen Projekten festgehalten, etwa an der Ansiedlung von Wasserbüffeln in der Marsch. „Als ich das zum ersten Mal gehört habe, habe ich gedacht: Jetzt haben sie es wirklich übertrieben“, gab Bovenschulte zu.

Böcker sei immer ein Garant für „interessante Diskussionen, gerne auch „ganzheitlich am Grill und bei einem Bierchen“. Der Bürgermeister schätzt an ihm, dass „du sagen kannst: ,In dem Punkt hatte ich Recht, und in dem auch, und auch in dem, aber in dem hattest du Recht'“. Auch als langjähriges Kirchenvorstandsmitglied der Felicianusgemeinde habe er sich ehrenamtlich hervorgetan, zum Beispiel in der Organisation des „Gottesdienstes auf dem Felde“. Weitere Aktivitäten: Jahrzehntelanges Wirken in der Lettland-Partnerschaft, im Bürgerbusverein sowie im Rat der Gemeinde, aktuell als beratendes und diskussionsfreudiges Mitglied im Bauausschuss.

Manfred Böcker schilderte in seiner Dankesrede, wie er als Neu-Weyher Mitte der 1970er-Jahre in die Umweltschutzarbeit gezogen wurde, nämlich als ihm in der Kreiszeitung auffiel, dass sich der Mittelweserverband für die Begradigung von Flüssen und Wegen rühmte, die aber in Wahrheit die Landschaft zerstörten. Als Streiter für die Umwelt müsse man „ohne Lobby zu Fuß und oft allein“ kämpfen. Als Christ gehe es ihm um die Achtung der Kreatur, „auch derjenigen, die uns nicht so passen, wie der Wolf“.

Die acht Gästeführerinnen unter Leitung von Erika Christmann und mit Wilfried Meyer zeigen laut Bovenschulte die schönen, aber manchmal auch kontroversen Seiten der Gemeinde. Sie würden dafür Sorge tragen, dass der „ausbaufähige Bekanntheitsgrad“ Weyhes in Niedersachsen steige. Christmann warb in ihrem Dank für weitere Mitstreiter.

Die mit einem Ansteck-Pin geehrten Flüchtlingspaten gewährleisten dem Rathauschef zufolge, dass das „Jahrhundertwerk Integration“ gelingt. In diesem Zusammenhang verurteilte Bovenschulte unter großem Applaus den kürzlich geäußerten „widerlichen Rassismus“ eines Sykers, der sich von einer Vielzahl von Migranten während eines Konzerts gestört gefühlt hatte (wir berichteten). „Diskriminierung und Ausgrenzung dürfen in dieser Gemeinde keinen Platz haben!“


12.05.2016 Vogel - Monitoringergebnisse auf der Streuobstwiese in Bassum vor vollem Haus in der Naturschutzstatiion des Nabu Weyhe

Remco Nöhren ( Mitglied der  Deutschen Ornithologen-Gesellschaft e. V. ) konnte von Bernd Daneke, (Nabu Weyhe) gewonnen werden, erstmals die Ergebnisse aus einem Vogel-Monitoring vorzustellen, dass er in den Jahren 2004 bis 2014 auf einer 7 ha großen Streuobstwiese in Bassum-Eschenhausen durchgeführt hat. Es handelt sich dabei um eine der größten Streuobstwiesen im Landkreis Diepholz. Auf der Fläche , die von Mitgliedern der Stiftung Naturerbe Landkreis Diepholz eV. ehrenamtlich betreut wird, gedeihen heute rund 170 Obstbäume mit etwa 120 Obstsorten.

Der Vortrag gab zunächst einen Überblick über die Entstehung der Streuobstwiese, die sich im Laufe der Jahre zu einem regelrechten Kleinod entwickelt hat. Neben den reinen Obstpflanzungen wurden seit 1996 kontinuierlich Gehölzstreifen, Hecken und Teichflächen angelegt, außerdem diverse Nisthilfen angebracht.

Sodann erfuhren die Besucher interessante Zahlen über die Entwicklung der Vogelwelt in den zurückliegenden 10 Jahren. Unterlegt mit vielen Fotos konnte Remco Nöhren berichten, dass bis heute insgesamt 64 Vogelarten festgestellt wurden. Bemerkenswert ist der Umstand, dass davon 18 Arten auf der Fläche siedeln - sich also als Brutvögel etabliert haben. Darunter selten gewordene und regional bedrohte Arten wie z. B. Baumpieper, Braunkehlchen, Neuntöter, Goldammer oder auch Feldlerche, Gelbspötter und Gartengrasmücke. Diese Arten stehen - mit unterschiedlichem Gefährdungsstatus auf der Roten Liste der bedrohten Brutvögel Niedersachsens.

Als Nahrungsgäste nutzen Vogelarten wie Turmfalke, Rohrweihe , Waldkauz und Graureiher die Wiese. Regelmäßig können auch Wintergäste beobachtet werden: Bergfinken, Rot- und Wacholderdrosseln oder Erlenzeisige finden in den Wallhecken Futter und Deckung.

Bei aller Begeisterung für die Entwicklung der Avifauna musste Nöhren allerdings auch auf einige negative Entwicklungen hinweisen. Hier sind besonders Störungen durch Besucher hervorzuheben. So wird in zunehmendem Maße oft rücksichtslos gegen alle Vorschriften und Ideen des Naturschutzgedankens gehandelt. Cross-Golf und freilaufende Hunde haben auf dieser Fläche nichts zu suchen, da sie zu allem Überfluss in den Teichen baden. „Zwischen dem Rückgang von bodenbrütenden Vogelarten - besonders von Baumpieper, Schafstelze und Goldammer - und verstärkten Freizeitaktivitäten ist ein eindeutiger Zusammenhang zu erkennen“, erklärte Nöhren und belegte dies durch entsprechendes Zahlenmaterial. „Bedauerlich, dass alle Hinweisschilder und Informationstafeln einfach ignoriert werden“, so der Ornithologe weiter.

Zum Ende seines Vortrags wies Nöhren noch darauf hin, dass die Untersuchung in vollem Umfang bis Ende d. J. online und in gedruckter Form veröffentlicht wird.


Jahreshauptversammlung am 16.04.2016

Bildautor: NABU Weyhe

Es wurde ein neuer Vorstand gewählt sowie Ehrungen lang verdienter Mitglieder durchgeführt.  
Unsere Urgesteine Inge und Manfred Böcker sind nach jahrelanger Vorstandsarbeit in der Ortsgruppe ausgeschieden! 
Auf dem Foto im Anhang (v. links):
- Manfred Böcker (ausgeschiedener 2. Vorsitzender)
- Inge Böcker (ausgeschiedene Schriftführerin)
- Manfred Finke (alter und neuer Kassenwart)
- Birgit Ladewig (neue Schriftführerin)
- Thomas Brugger (alter und neuer 1.Vorsitzender)
- Ulrike Buck (neue Beirätin des Vorstandes)
- Bernd Daneke (neuer 2. Vorsitzender)
Geehrt wurden vom NABU-Landesverband Niedersachsen:
mit der Ehrennadel in Silber:
Inge Böcker, seit >35 Jahren im DBV/Nabu,
bekleidet ehrenamtliche Funktionen seit 2002, Vorstand Nabu OG Weyhe
Manfred Finke, seit >35 Jahren im DBV/Nabu,
bekleidet ehrenamtliche Funktionen seit 2000, Kassenwart in Nabu OG Weyhe und Nabu KV DH                
Heiko Janssen, seit >35 Jahren im DBV/Nabu,
bekleidet ehrenamtliche Funktionen seit 1998, Vorstand OG Weyhe, Vorstand Stiftung Naturerbe LK DH, Vorstand Kreisgruppe LK DH
mit der Ehrennadel in Gold: 
Manfred Böcker, seit fast 40 Jahre im DBV/Nabu, bekleidet ehrenamtliche Funktionen 
seit 1986, Vorstand OG Weyhe, Vorstand Stiftung Naturerbe LK DH,
Vorstand Kreisgr. LK DH

...die ersten Lämmer sind da

Ende April sind die Lämmer geboren worden.

Die Beweidung der Streuobstwiese ist also auch weiterhin gesichert.

Bildautor: NABU Weyhe