Weyher Nabu finanziert mit Spende auch Wasserbüffel-Projekt
Auch das Wasserbüffelprojekt wird mithilfe der Spende finanziert.
Unerwartete finanzielle Unterstützung hat der Weyher Naturschutzbund (Nabu) in der Vorweihnachtszeit bekommen. Das Geld stammt vom Stuhrer Unternehmen BB-Verpackungen und einer Aktion
einer Weyher Bürgerin. Das teilt Thomas Brugger, Vorsitzender der Naturschützer, mit. Das Unternehmen BB-Verpackungen verzichtet in diesem Jahr auf den Versand von Weihnachtskarten an
seine Kunden und wollte stattdessen mit dem eingesparten Geld Projekte fördern. Der Nabu schlug daraufhin mehrere vor. „Zu unserer Überraschung entschied sich das Unternehmen
BB-Verpackungen, alle vorgeschlagenen Projekte zu fördern und überwies uns eine Spende in Höhe von 5000 Euro“, freut sich Brugger. Konkret geht es dabei um die Übernahme von Futter- und
Stallkosten beim Wasserbüffelprojekt, die Anschaffung von drei BAT-Detektoren zur Ortung von Fledermäusen, einem Richtmikrofon zur Bestimmung der Fledermausarten sowie Materialien
für die Bunkerquartiere. Das Geld fließt auch in die Anschaffung von zwei Mikroskopen zur Bestimmung von Kleinlebewesen in Gewässern für die Grundschulbesuche des Nabu und in
Ersatzpflanzungen von Bäumen auf der Streuobstwiese. „Darüber hinaus ist das Unternehmen an der Umwandlung einer derzeit brachliegenden Gewerbefläche in ein Blühfeld interessiert. Dort
sind wir im Gespräch“, sagt Brugger.
Darüber hinaus haben die Corona-Einschränkungen außerdem noch für ein Experiment gesorgt, von dem der Naturschutz ebenfalls profitiert. Eine Weyher Bürgerin startete ein
Yoga-Onlineangebot mit dem Anliegen, den Erlös an den Nabu Weyhe zu spenden. Durch die zwölf Teilnehmer des Yoga-Angebotes sind 360 Euro zusammen gekommen, sagt Brugger. Die Spende
soll für die Schafhaltung genutzt werden. Brugger zeigt sich erfreut über die große Bereitschaft: „Es ist erfreulich und erstaunlich zugleich, mit welcher Begeisterung und Kreativität
sich Unternehmen und Bürger derzeit im Naturschutz engagieren.“
NABU News vom 06.11.2020
Start in schwierigen Zeiten
Leonie Jordan leitet seit dem 1. Januar die RGS Weser-Mitte
Im Interview verrät die 27-Jährige, wie sie die ersten 300 Tage erlebt hat, welchen Herausforderungen sie begegnet ist und welche Zukunftspläne sie für die Region schmiedet.
Schlüsselübergabe für das Ackerbürgerhaus - Foto: Gina Briehl
Den NABU Niedersachsen kennt Leonie Jordan schon eine ganze Weile: Seit 2015 engagiert sie sich ehrenamtlich. Sie hat die NAJU-Gruppe in Hildesheim mitgegründet und im Naturschutzzentrum „Alte
Feuerwache“ in Laatzen während ihres Studiums ein Praktikum absolviert. So lag es für Leonie Jordan nach ihrem Studium nahe, sich auf die Stelle als Leiterin für die NABU-Regionalgeschäftsstelle
Weser-Mitte zu bewerben. Im ersten Jahr arbeitet sie als Trainee, ab dem kommenden Jahr dann in einer regulären Anstellung.
„Ich habe mich darauf gefreut, nach meinem Master in Landschaftswissenschaften gleich in den Beruf einzusteigen“, erzählt sie. „Die Stelle versprach ein hohes Maß an Eingenverantwortung,
Abwechslung und Gestaltungsmöglichkeiten.“ Erwartungen, die sich erfüllt haben. Allerdings kam in Corona-Zeiten dann doch manches anders als geplant.
Natur- und Denkmalschutz unter einem Dach
Ihre erste Aufgabe bestand darin, geeignete Räumlichkeiten für die Geschäftsstelle Weser-Mitte zu finden. Denn diese wurde im Jahr 2020 erst neu gegründet, um einen weiteren Ankerpunkt des
Naturschutzes in Niedersachsen zu etablieren und die Aktivitäten vor Ort besser zu vernetzen. Durch einen Tipp der NABU-Aktiven vor Ort wurde sie schnell fündig. „Eine absolute Traumlokalität“,
schwärmt Jordan. „Das Ackerbürgerhaus, in dem wir untergebracht sind, ist das älteste Haus in Verden, ein wunderschönes, im 16. Jahrhundert erbautes Fachwerkhaus.“
Leonie Jordan packt bei der Apfelernte mit an - Foto: Niklas Rohden
Hier gibt es viel Platz für Ausstellungen, Besucher*innen und einen großen Garten, welcher derzeit naturnah umgestaltet wird. Eine historische Ausstellung zur Geschichte der Stadt Verden ist hier
ebenfalls untergebracht. „So hatten wir von Anfang an Publikumsverkehr und können Natur- und Denkmalschutz unter einem Dach vereinen“, sagt Jordan. Auf eine Eröffnungsveranstaltung musste dann
coronabedingt allerdings verzichtet werden.
Training on the job
Das Trainee-Programm des NABU möchte die Teilnehmenden optimal für zukünftige Leitungspositionen ausbilden. Dazu werden die Trainees in verschiedenen Seminaren intensiv geschult, z.B. in
Kommunikationstrainings, im Bereich Ehrenamtskoordination oder in der Pressearbeit. Ein wichtiger Bonus des Trainee-Programms ist die kollegiale Beratung, also die Möglichkeit des fachlichen
Austausches mit den übrigen Leiter*innen der Regionalgeschäftsstellen des NABU Niedersachsen.
Vier von ihnen hat Leonie Jordan in den vergangenen 300 Tage für mehrere Tage besucht. „Es war total hilfreich zu sehen, wie die Kolleginnen und Kollegen arbeiten“, sagt sie. „Ich habe sehr viel
Input für meine eigene Arbeit in der Regionalgeschäftsstelle bekommen. Es herrscht wirklich eine tolle kollegiale Gemeinschaft, ich kann mich jederzeit mit Fragen an die anderen wenden.“
Zu Besuch beim NABU Weyhe. Leonie Jordan schaut sich vor Ort an, wie die Biotoppflege mit Wasserbüffeln Zu Besuch beim NABU Weyhe. Leonie Jordan schaut sich vor Ort an, wie die Biotoppflege mit
Wasserbüffeln funktioniert. - Foto: Bernd Danekefunktioniert. - Foto: Bernd Daneke
Aktionstage, Beratung und Vernetzung
Auf ihre Führungsrolle fühlt sie sich gut vorbereitet, aber wie sieht eigentlich ihr Alltag aus? Zehn lokale NABU-Gruppen gehören zum Einzugsbereich der Regionalgeschäftsstelle Weser-Mitte.
Leonie Jordan sieht eine wichtige Aufgabe darin, den Ortsgruppen administrative Tätigkeiten abzunehmen. „Die Gruppen wollen aktiv draußen tätig werden, den Naturschutz vor Ort voranbringen, nicht
alle wollen oder können Verwaltungsaufgaben wahrnehmen. Gerade steht beispielsweise eine Satzungsänderung an, darin unterstütze ich die Gruppen und auch beim Thema Datenschutz kann ich ihnen
helfen“, erläutert sie.
Sie steht in regem Kontakt mit den NABU-Aktiven vor Ort, hat fast alle Gruppen bereits besucht. Die NABU-Gruppe Weyhe hat sie besonders beeindruckt. „Wir haben einen gemeinsamen
Aktionstag gemacht, Fledermauskästen gebaut und uns die Bunker angeschaut, wo diese aufgehängt werden. Die Gruppe macht eine ganz tolle Arbeit mit den Wasserbüffeln, die in der Leester Marsch für
die Biotoppflege eingesetzt werden. Es ist großartig zu sehen, welche Energie in einer Ortsgruppe stecken kann.“
Täglich erreichen die Leiterin der Regionalgeschäftsstelle Anfragen von Rat suchenden Bürger*innen. Das freut sie, zeigt es doch, dass die Arbeit in Verden wahr- und angenommen wird. „Es sind oft
Themen rund um Haus und Garten, zu Vögeln, Igeln oder Fledermäusen, die die Menschen interessieren. Beispielsweise erhielt ich ein Foto eines ausgeräuberten Vogelnests mit der Frage, wie man das
zukünftig verhindern könne. Also habe ich zu Nistkästen und Schutzvorrichtungen am Nestbaum beraten“, berichtet Jordan und lacht: „Anhand der sich saisonal verändernden Fragen lässt sich
regelrecht ein Naturjahreskalender erstellen.“
Mit vollem Einsatz für den Naturschutz: Leonie Jordan besichtigt zukünftige Fledermausquartiere.- Foto: Sönke Holch
Viele Ideen für die nahe und ferne Zukunft
Blickt sie auf die ersten 300 Tage im Job zurück, freut sich Leonie Jordan insbesondere über das große Vertrauen, das ihr von Anfang an entgegengebracht wurde – seitens des NABU-Landesverbands
und der Ortsgruppen. „Ich kann viele Ideen verwirklichen und bin sehr frei darin zu entscheiden, welche Projekte ich angehen will“, sagt sie. Ein großes Projekt, das die Region in den nächsten
Jahren beschäftigen wird, ist die Renaturierung der Aller im Rahmen des Programms „Blaues Band Deutschland“. „Ich bin sehr gespannt, wie sich das entwickeln wird und freue mich darauf, hier mitzuarbeiten“, so Jordan.
Für das verbleibende Jahr 2020 plant sie, die naturnahe Umgestaltung des Gartens am Ackerbürgerhaus abzuschließen und die Konzeption einer eigenen Ausstellung voranzubringen. Ihre Vision für die
Regionalgeschäftsstelle 2025? „Als Institution im Landkreis fest verankert zu sein, Ansprechpartner für Naturschutzfragen in der Region zu sein. Die NABU-Gruppen möchte ich untereinander noch
besser vernetzt wissen und mit technischen Geräten für den praktischen Naturschutz ausgestattet.“
Kreiszeitung vom 13.10.2020
Thomas Brugger: Alten Bäumen „geht es an den Kragen“ / Gewässer eine „Insellandschaft“
Weyhe – Der Naturschutzbund Weyhe schlägt Alarm: Der Vorsitzende Thomas Brugger glaubt, dass es dem alten Waldbestand am Böttchers Moor „bald an den Kragen“ geht. Aber auch das Gewässer selbst
bereitet dem Nabu große Sorgen – Brugger funkt SOS.
Wer sich in den vergangenen Wochen auf dem Steg am Böttchers Moor umgesehen hat, der stellte fest, dass das Moor, wie Brugger es bezeichnet, „einer Insellandschaft“ gleicht. Die kurzen Schauer
der vergangenen Tage änderten die Situation nicht.
Der Pegelmesser am Steg war zuletzt von minus 33 Zentimeter (August) auf minus 40 Zentimeter (September) gesunken. „Umgerechnet bedeutet der aktuelle Pegelstand, dass das Moor nur noch eine
mittlere Tiefe von weniger als 24 Zentimetern und eine maximale Tiefe von etwa 50 Zentimetern hat“, erklärt Brugger.
Die Folgen: Bei einigen größeren Fischen seien sogar ihre Rückenflossen erkennbar, während sie nach Luft schnappten, beziehungsweise die Oberfläche nach etwas Fressbarem absuchten, so Brugger.
Damit aber nicht genug: Am Ufer befinden sich überwiegend Buchen, die mehr als 60 Jahre alt sind. „Die alten Bäume verzeichnen seit Jahren Schäden im Kronenbereich“, sagt Brugger. Er glaubt, dass
dies direkte Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit sowohl der Straße als auch der Fußwege haben könnte.
Der Nabu-Vorsitzende zitiert ein Geo-Hydrologisches- Gutachten (Auftraggeber: Harzwasserwerke), wonach die älteren Bäume durch sinkendes Grundwasser infolge der Trinkwassergewinnung in diesem
Bereich gefährdet seien. „Bäume mit einem Alter von über 40 Jahre sind nicht mehr in der Lage, ihr Wurzelwerk den veränderten Lebens-Bedingungen anzupassen“, erklärt Brugger. „Sie können – im
Gegensatz zu den jüngeren, 20-jährigen Bäumen – ihr Wurzelwerk nicht mehr in die Tiefe verlagern. Sie verdursten, wenn ihnen das Wasser abgegraben wird“, ergänzt er. Dieser Effekt trete im Umfeld
des Böttchers Moor auf: Dort werde der Grundwasserstand um rund 1,5 Metern abgesenkt.
Thomas Brugger sieht einen Zusammenhang zwischen der Trinkwasserförderung und dem Absinken des Pegelstands im Moor. Die Harzwasserwerke, die in Weyhe unter anderem Brunnen betreiben und daraus
Trinkwasser fördern, halten dagegen. Für diese Folgen machen sie hauptsächlich fehlende Niederschläge verantwortlich – das seien die Auswirkungen des Klimawandels.
Der Nabu-Vorsitzende will mit einem Ausflug in die Geschichte deutlich machen, dass die Gewässer eben doch mit dem Grundwasser verbunden sind. „Das Böttchers Moor, das kleine Moor daneben und das
Umfeld sind schon seit 1938 ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet und werden auch als Schlatt bezeichnet“, so Brugger. Es sind „Relikte unserer letzten Eiszeiten“. Vermutlich entstanden sie durch
zurückgebliebene, riesige Eisbrocken, die solche Senken in der Landschaft hinterließen. „Gewöhnlich werden solche Schlatts nur durch Niederschlag gespeist, können somit bedingt durch
Niederschlagsmangel und Hitzeperioden auch mal austrocknen“, erklärt Brugger. Aber: Beim Böttchers Moor und Kleinem Moor soll es sich anders verhalten. Zeitzeugen aus der Nachbarschaft des
Moores, die früher dort als Kinder gebadet hätten, so Brugger, berichteten von kalten Quellen. Kalte Quellen im Böttchers Moor? Brugger ist sich sicher, dass die Zeitzeugen eindringendes,
kälteres Grundwasser beschrieben hätten. „Ich habe mir Anfang des Jahres die Wasserstandsdaten des Moores und die Grundwasserstandsdaten über den fünfjährigen Zeitraum von 2015 bis 2020 vom
Landkreis Diepholz übermitteln lassen“, sagt Brugger. Diese Tages-Aufzeichnungen habe er wiederum mit den Tages-Niederschlagswerten abgeglichen, die für Barrien und Bremen im Internet verfügbar
seien. „Daraus lässt sich leicht erkennen, dass es Zeiträume gibt, in denen das Moor um fünf bis elf Zentimeter gestiegen ist, „ohne dass es regnete“.
„Die Ursache zeigt sich an den Grundwasserständen, die in diesen Zeiträumen über den Wasserständen des Moores lagen.“ Für Brugger ist klar: Somit schwappe das Grundwasser förmlich über die
Uferkante und fülle das Moor auf. „Diese Ereignisse fallen insbesondere bei dem Höhenniveau um neun Meter über Normalnull auf. Unterhalb dieser Marke ist der Einfluss des Grundwassers nicht so
deutlich erkennbar.“
Durch die Weyher Brunnen der Trinkwassergewinnung würden die beiden Moore allerdings nicht mehr ausreichend durch die Grundwasserspeisung gefüllt, und „somit zu einem gewöhnlichen Schlatt
degradiert“, skizziert Brugger seine Kausalkette. Und weiter: Mangelnde Niederschläge und höhere Verdunstung führten dann zwangsläufig zur Austrocknung, was die Inseln wiederum sichtbar machen
würden. Normalerweise lägen die Grundwasserstände dort nur maximal einen Meter unter dem Gelände-Umfeld, erklärt Brugger. Durch die Trinkwassergewinnung werde der Grundwasserspiegel wie zuvor
beschrieben um 1,5 Meter abgesenkt, sodass ein Überlaufen nur noch selten geschehe. Unterm Strich entspreche das derzeitige Wasservolumen „vielleicht noch einem Viertel des ursprünglichen
Volumens von rund 13 000 Kubikmetern“.
Brugger glaubt, ohne eine Trinkwassergewinnung wären die beiden Moore selbst im Trockenjahr 2018/2019 und heute randvoll gewesen. „Der Pegelmesser am Steg hätte somit stets plus 60 bis 70
Zentimetern angezeigt, was einer mittleren Tiefe von rund 80 Zentimetern und einer maximalen Tiefe von 150 Metern entspricht.“
Deshalb hat Brugger gegenüber der Politik Forderungen: Wenn ein natürliches Gewässer durch künstlichen Einfluss stark in der Eigenart und im Erhalt gefährdet ist, dann sollte es notfalls
künstlich aufgefüllt werden, findet der Nabu-Vorsitzende. „Da die beiden Moore vor der Trinkwassergewinnung immer mit Grundwasser gespeist waren, würde aus meiner Sicht auch nichts gegen eine
Auffüllung mit Grundwasser sprechen.“ Was anderes könnte sich ergeben, wenn die Trinkwassergewinnung entsprechend der Klimaveränderung angepasst und drastisch zurückgefahren werden würde.
„Schwebt“ über der Wasserlinie: der Steg vom Böttchers Moor. Dort kann schon lange kein Boot mehr anlegen.
Weyhe – Sonnenstrahlen glitzern auf der Wasseroberfläche, aber der Schein trügt. Der Nabu schlägt wieder Alarm: „Der Hombach ist nur knapp an der nächsten Katastrophe vorbei geschrammt“, sagt der
Vorsitzende Thomas Brugger. Die Regenfälle der vergangenen Tage hätten ihn in Weyhe wieder zu einem Fließgewässer gemacht.
Im Unterlauf, der auch Leester Mühlbach genannt wird, sowie um den Mühlenkampsee war der Fluss fast zum Erliegen gekommen und stellte nur noch ein Rinnsal von zwei bis drei Zentimeter Tiefe dar.
„Die wenigen kleinen Fische und anderen Lebewesen konnten sich in einigen wasser-haltenden Zonen im Fluss retten.“ Insgesamt habe sich die Fischpopulation im untersten Flussabschnitt noch nicht
von dem damaligen Austrocknen im Jahr 2019 erholt. „Wir konnten bisher nur sehr kleine Exemplare im Hombach auf Weyher Gebiet sichten“, so Thomas Brugger auf Anfrage.
Während der Hombach, der trotz der niederschlagsarmen Trockenphasen von Bassum bis Fahrenhorst noch relativ gut gefüllt war (wir berichteten), verlor er anschließend fast sein gesamtes
Wasservolumen noch bevor er beim Leester Mühlenkamp-Gelände angekommen ist. Dieses lässt sich laut Brugger größtenteils durch die Trinkwassergewinnung im südlichen Weyhe und Ristedt sowie Groß
Mackenstedt erklären. Es gebe aber noch weitere Faktoren: Auch Grundwasserabsenkungen für Baumaßnahmen, landwirtschaftliche und Garten-Bewässerungen würden zu diesem Phänomen beitragen. „Der
Grundwasserspiegel zwischen Fahrenhorst und Weyhe läge natürlicherweise auf dem Niveau der Hombachs, der auf einer Strecke von rund sechs Kilometern zusätzlich mit Grundwasser gespeist werden
würde. Durch die Anordnung von drei Trinkwasserbrunnen mit den Bezeichnungen HFB-1, B8 und B9 entlang des Hombachs, sowie den zwei Brunnen in Groß Mackenstedt (B4, B5), werde der natürliche
Grundwasserspiegel flächendeckend zwischen Ristedt, Groß Mackenstedt und Melchiorshausen, um 0,5 bis 1,5 Meter abgesenkt, so Brugger. Dadurch entsteht ein Umkehrprinzip: der Fluss gibt sein
Wasser an den Grundwasserkörper ab. Das nennt man dann Infiltration des Flusswassers.
Eigentlich müsste der Hombach aber laut Brugger zusätzlich durch Grundwasser gespeist werden (Exfiltration des Grundwassers). Brugger bezieht sich – wie er sagt – auf die Datengrundlage eines
Geohydrologischen Gutachtens der Harzwasserwerke aus dem Jahr 2010. Demzufolge seien im südlichen Weyhe und angrenzenden Umland (Barrien, Ristedt, Groß Mackenstedt) insgesamt 19
Trinkwasserbrunnen, die derzeit jährlich 18 Millionen Kubikliter-Trinkwasser fördern. Davon werden laut Brugger rund 80 Prozent (14,5 Millionen Kubikmeter) an die Stadt Bremen geliefert. Die
Antwort einer Anfrage der Grünen in der Bremischen Bürgerschaft bildete die Datengrundlage, erklärt Brugger. Die restlichen 20 Prozent – etwa 3,5 Millionen Kubikmeter – versorgen Weyhe und das
angrenzende Umland. Das Land Niedersachsen beziehungsweise der Landkreis Diepholz sind zuständig für die Genehmigung unserer Trinkwasserförderung, erklärt Brugger.
Und wie geht es dem Gänsebach, der mit dem Hombach zum Leester Mühlbach wird? „Der Gänsebach fällt schon seit rund 30 Jahren regelmäßig trocken“, so Brugger. Dieser kleine, graben-ähnliche Bach
entspringt im Ristedter Moor, hat eine sehr geringe Tiefe, und ist ebenfalls von dem Bau einiger Trinkwasserbrunnen (B6, B7, HFB-2) „stark beeinträchtigt“, die dem Ristedter Moor, dem Quellgebiet
des Gänsebachs, Wasser gewinnen. Wie der Nabu-Vorsitzende erklärt, wird „das eigentliche oberflächennahe Grundwasser um bis zu zwei Meter abgesenkt, sodass dem Bächlein kein Grundwasserzufluss
mehr gewährt wird“. Dieses hat laut Brugger zusätzliche Auswirkungen auf den Unterlauf des Hombachs (Mühlenbach). Dieses zeigt sich durch das tief schneidende Flussbett in der Leester Marsch.
Wegen der Regenfälle der vergangenen Tage führt aber der Gänsebach jetzt Wasser.
Weyher Fließ- und Stillgewässer
Niederschlag Fließgewässer speisen sich in der Regel durch Niederschlag, der sich oberflächlich in Gräben, Kanälen und Mooren gesammelt hat und an die Flüsse abgegeben wird. Aber auch die
Grundwasserabgabe spielt insbesondere im Niederungsbereich laut Thomas Brugger vom Nabu Weyhe „eine wichtige Rolle“, wenn der natürliche Grundwasserspiegel dicht unter der Geländeoberfläche
verläuft. Dies ist bedeutsam für den Erhalt der Weyher Fließ- und Stillgewässer.
Wasserbilanz/Klimawandel:
Die seit den 1960er-Jahren immer weiter steigende Bewilligung der Trinkwasserförderung funktionierte, mit Ausnahme Ansbach, basierend auf der Grundlage, dass sich der Grundwasserkörper immer aufs
neue durch ausreichende Jahresniederschläge füllte. Die Rechnung wurde ohne den Klimawandel, beziehungsweise den veränderten Niederschlagsereignissen, höherer Verdunstung durch Hitzewellen, sowie
langer Trockenperioden gemacht. Die Summe der Jahresniederschläge nimmt seit Jahrzehnten kontinuierlich ab. Die geringen Niederschlagsmengen des Jahres 2018 und Frühjahr 2019 konnten den
Grundwasserkörper bis heute nicht auffüllen, so Thomas Brugger vom Nabu Weyhe. „Darunter leiden unsere Flüsse in Weyhe, da sie weiterhin von einer zusätzlichen Grundwasserzufuhr abgeschnitten
sind. Die bisher gefallenen Niederschläge im Jahr 2020 (rund 400 Liter/Quadratmeter) sind bei einem Jahresmittelwert von rund 700 Litern/Quadratmeter nicht unterdurchschnittlich. Lediglich die
länger anhaltenden Trockenphasen waren ungewöhnlich.
Mäandert in Richtung Ochtum: Der Leester Mühlbach. Dieses Gewässer speist sich aus dem Hombach und dem Gänsebach.
Weyhe – Der Nabu Weyhe hat vor einem Jahr den Luftschutzbunker an der Hördener Straße zu einer Fledermaus-Unterkunft umfunktioniert. Die Flattertier-Freunde hofften damals auf einen baldigen
Bezug der Nachtschwärmer – und es gibt Positives zu berichten. „Der Bunker wurde im letzten Winter von einer Fledermaus – einem Braunen Langohr – benutzt. Sie hatte sich in einem von uns dort
aufgehängten Betonfladen einquartiert. Wir hatten keinen besonders kalten Winter und so war sie bei unserer Kontrolle im Januar schon nicht mehr voll im Winterschlaf“, sagt Alfred Schulte vom
Nabu. Er ergänzt: „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir im nächsten Winter dort mehr Fledermäuse vorfinden werden.“
Wie beispielsweise schon in anderen Fledermaus-Bunkern in der Wesergemeinde. In diesen hätten schon viele andere Fledermäuse ein Quartier gefunden. Dort hätten sich die Tiere ebenfalls in die
angebrachten Betonfladen gehängt, aber auch die bereits vorhandenen Lücken im Bunker für ihren Winterschlaf genutzt.
Die Fledermaus-Projektgruppe will diese Spalten noch vorsichtig vergrößern und dadurch mehr Unterschlupfmöglichkeiten schaffen. Und feuchter sollen die Unterkünfte auch werden, denn: Fledermäuse
bräuchten dringend genug Feuchtigkeit. „Ist zum Beispiel der Bereich nicht feucht genug, besteht unter anderem die Gefahr, dass ihre Flughäute zu sehr austrocknen“, sagt Schulte. Die
Winterschlaf-Plätze müssten zudem kühl, aber frostfrei sein. „Bei der Inspektion in fast allen Bunkern stellten wir fest, dass sie immer noch nicht feucht genug waren, obwohl wir mehrfach Wasser
eingebracht hatten. In dem Bunker, wo wir die meisten Fledermäuse gefunden haben, hatte sich das Wasser sehr viel länger gehalten.“ Das sei für den Nabu die Bestätigung, dass die Feuchtigkeit in
den Bunkern erhöht werden müsse. Dazu soll das Regenwasser im Außenbereich aufgefangen und nach innen geleitet werden. „Wir planen zudem, weitere Bunker entsprechend aufzubereiten, um noch mehr
Fledermäusen ein gutes Winterquartier bieten zu können.“
Den Tieren fehle es nämlich grundsätzlich an Lebensraum. Durch ein konsequentes Verschließen von Gebäudeöffnungen werde den Fledermäusen der Zugang zu ihren bisherigen Unterkünften verwehrt.
Maßnahmen zur Wärmedämmung seien sinnvoll, aber der Nabu setze sich auch dafür ein, das Verschließen aller Zugänge zu vermeiden, „denn Fledermäuse sind geschützte Tiere“.
Einige Arten würden auch Baumhöhlen nutzen. Das Entfernen von abgestorbenen Bäumen zerstöre in der Regel eine Fülle von Lebensräumen für die Tiere – und davon seien nicht nur Fledermäuse
betroffen. „Ein solcher Schritt ist bei Einsturzgefahr nicht zu vermeiden, jedoch sollten solche Bäume, wo es irgend geht, erhalten bleiben und nicht komplett entfernt werden“, bittet Schulte.
Um herauszufinden, welche und wie viele Fledermausarten in Weyhe unterwegs sind, hat sich der Nabu Bat-Detektoren beschafft. So ein Gerät bestehe im Wesentlichen aus einem Ultraschall Mikrofon,
das die von den Fledermäusen ausgesendeten Rufe empfangen kann und diese dann einem Aufzeichnungsgerät zuführt. Langfristig könne man damit Fledermausquartiere finden und überwachen.
Und was kann man privat tun, wenn man den Tieren helfen möchte? „Wir ermutigen ganz grundsätzlich Menschen, Fledermauskästen aufzuhängen. Dies ist nur mit geringem Aufwand verbunden und hilft den
Tieren“, sagt Schulte. Wenn Fledertiere gefunden werden, sei eine Info an die Fledermaus-Regionalbetreuerin im Landkreis Diepholz oder den Nabu sinnvoll.
Weitere Infos
www.nabu.de
So sieht ein Bat-Detektor aus: Im Koffer befindet sich die wasserdicht verpackte Elektronik und das Mikrofon sitzt oben auf der zweckentfremdeten Angelrute.
Trotz der Regenfälle der vergangenen Tage führt der Gänsebach kein Wasser mehr in seinem Bett.
vonSigi Schritt
Weyhe – Er sorgt sich um die Gewässer in der Region – insbesondere um den im vergangenen Jahr trockengefallenen Hombach. „Ich habe viel Kritik geübt“, blickt Thomas Brugger, Vorsitzender des
Naturschutzbundes Weyhe zurück. Jetzt sitzt der Kritiker in der neu gebildeten Arbeitsgruppe Gewässererhaltung – zusammen mit Vertretern von Verwaltung, Politik und Mitarbeitern der Unteren
Wasserbehörde sowie der Harzwasserwerke. Das gemeinsame Ziel ist, so formuliert es Fachbereichsleiter Steffen Nadrowski, kurz- und langfristige Lösungen zu erarbeiten. Um etwas für den Hombach zu
erreichen, ist wohl langfristiger Atem notwendig.
Brugger gehe es nicht nur um den Bach, der in der Region Bassum entspringt, sondern auch um andere Gewässer in Weyhe wie das Böttchers Moor und das Schlatt daneben. „Die Fakten sprechen für
sich.“
Nicht nur der Niederschlagsmangel sei ursächlich für die fallenden Wasserpegel gewesen, sondern auch die Trinkwassergewinnung in der Region, die wiederum die Grundwasserstände beeinflusst.
Brugger erinnert an das vergangene Jahr, in dem auf einer Strecke von sechs Kilometern von Fahrenhorst bis Weyhe der Hombach vollständig ausgetrocknet war. In der Wesergemeinde war damals kein
Wasser angekommen – mit schlimmen Folgen (wir berichteten). Die erschreckenden Bilder sind noch präsent: Tote Fische in Wasserpfützen und Muscheln, die nicht mehr von Wasser bedeckt waren. „Das
darf uns nicht zu oft passieren, sonst kann man die Gewässer abschreiben“, so Brugger weiter. Bürgermeister Frank Seidel pflichtet ihm bei. Vor einem Jahr hätte er sich den Bach am
Mühlenkampgelände und den Gänsebach im Garten des Künstlers Peter Schnibbe angesehen. Er war beeindruckt. „Im negativen Sinn“, fügt der Verwaltungschef dazu. Den Einfluss, den eine Gemeinde
nehmen kann, sei aber begrenzter als man erhofft, sagt er nachdenklich. „Wir wollen ran“, betont Seidel. Die Gespräche mit dem Nabu seien konstruktiv gewesen. Die Auswirkungen der
Grundwasserabsenkung seien jedenfalls spürbar, sagt Baudirektor Nadrowski. Entscheidungen würden an anderen Stellen gefällt – beim Landkreis zum Beispiel.
Offenbar verhallten die damaligen Hilfeschreie des Nabus nicht: Die nicht-öffentlich tagende Arbeitsgemeinschaft ist laut Nadrowski mit Fachleuten besetzt, die sich zur Daueraufgabe gesetzt
hätten, Strukturen kritisch zu hinterfragen. Schließlich müssten Ziele und Maßnahmen entwickelt werden, die dann in die Arbeit der Verwaltung einfließen müssten. Das funktioniere durch eine
sofortige und durch eine langfristige Umsteuerung in ganz unterschiedlichen Themenfeldern. Ein Beispiel sei die Trinkwasserförderung, so Brugger. Sie ist einerseits berechtigt, andererseits hat
sie auch gravierende Folgen. Sollte zum Beispiel Grundwasser in den südlichen Gemeinden des Nordkreises forciert werden oder die Trinkwassergewinnung im Norden eher zurückgefahren werden? Eine
einfache Antwort, weshalb ein Gewässer wie der Hombach trockenfällt, gibt es laut Nadrowski nicht. Die Begründung sei komplex: Bestehende Genehmigungen müssten berücksichtigt werden. Niemand
könnte ein Machtwort sprechen, um den Fischen zu helfen. Aber die Tatsache, dass wichtige Beteiligte das Problem erkannt haben, um nun in der neuen Arbeitsgruppe miteinander ins Gespräch zu
kommen, sei schon der erste Schritt eines Veränderungsprozesses, ohne aber mit dem Finger auf andere zeigen zu müssen. So könnten sich alle auf Augenhöhe begegnen.
An Ideen mangelt es nicht: Der Hombach-Pegelstand sank von Fahrenhorst bis zur B6-Brücke in Weyhe auf einer Länge von sechs Kilometern um 20 Zentimeter. Würde man den Flusskörper verlängern, etwa
durch sogenannte Mäanderschleifen, dann wäre er noch früher trocken, so Brugger. Gemeinden müssten über Grenzen hinweg an einem Strang ziehen.
Neben der Diskussion über die Trinkwassergewinnung müsste man auch über Veränderungen in Sachen Regenwasser nachdenken. Funktioniere das dafür verwendete Kanalsystem? Das müsste geklärt werden.
Brugger hat es jüngst geärgert, dass bei den jüngsten großen Bauprojekten an der Leester Straße große Wassermengen durch Kanäle in den Gänsebach geleitet worden sind. Der kurzfristige Effekt war
zwar erfreulich für den Bach, aber dann war das Wasser Richtung Ochtum weg. „Es wäre schön, wenn man das entkoppeln könnte, also Grundwasser wieder dem System hinzugefügt werden könnte.“
Brugger plädierte auch dafür, Entwässerungsgräben mit Schleusen zu versehen. Würde es ein Hochwasser geben, könnten Schieber rechtzeitig geöffnet werden, um Wasser abfließen zu lassen.
Aber auch baulich könnte man etwas erreichen, und zwar langfristig als Gemeinde: Als er vor Jahren nach Weyhe gekommen war, hatte Baudirektor Steffen Nadrowski sich gewundert, dass nur ein
Drittel der Straßen an ein Regenwasserkanalnetz angeschlossen sind. Jetzt findet er das nicht mehr verwunderlich. Es böte sich nämlich die Chance, das Wasser dort versickern zu lassen, wo es
hinunter kommt. „Wir müssen Querdenken, um Lösungen zu finden.“
Anders als vor einem Jahr befindet sich noch Wasser im Hombach.
Wollen den Gewässerschutz in Weyhe noch stärker in den Fokus nehmen: Thomas Brugger, Bürgermeister Frank Seidel, Steffen Nadrowski und Ulf Panten.
Trockene Gewässer in Weyhe hat sich eine im Mai neu gegründete Arbeitsgruppe zum Thema gemacht. Mit der Gewässererhaltung wollen sich Akteure aus Verwaltung, Politik, Nabu und Wasserwirtschaft
befassen.
Die Hache beispielsweise hat die Gemeinde in der Vergangenheit streckenweise renaturiert. Doch dabei soll es nicht bleiben, wie Thomas Brugger (von links), Steffen Nadrowski, Ulf Panten und Frank
Seidel als Teil der Arbeitsgruppe Gewässererhaltung ankündigen. (Maike Plaggenborg)
Weyhe. Der Hombach, die Hache, das Böttchers Moor: In Weyhe sind diese Fließ- und Stillgewässer mitunter stark betroffen – von Trockenheit und abgesenkten
Wasserspiegeln. Mit diesen Problemen will sich künftig die neue Arbeitsgruppe Gewässererhaltung beschäftigen. Gegründet hatte sie sich mitten in der Corona-Zeit am 27. Mai. Es war das einzige
politische Treffen in dieser Zeit, wie Sprecher Sebastian Kelm sagt. Teil der Gruppe sind nicht nur Mitarbeiter der Weyher Verwaltung, sondern auch Sachkundige anderer Organe, darunter auch die
Harzwasserwerke. Eine erste Sitzung gab es bereits, die zweite soll nach der Sommerpause folgen.
„Das Auge des Laien kann es erkennen“, sagt Ulf Panten, der in der Verwaltung für Umwelt- und Naturschutz zuständig ist und meint damit etwa das Vertrocknen mancher Birken zwischen gesunden im
Böttchers Moor. Dort gebe es einen Verdunstungseffekt. Erst 1,80 Meter unter der Erdoberfläche werde es feucht. So niedrig sei inzwischen der Wasserspiegel in dem grundwassergespeisten
Stillgewässer. Auch Thomas Brugger, Vorsitzender der Weyher Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu) und Teil der Arbeitsgruppe, bestätigt, dass es viel Kritik bezüglich Hombach und des Moores
gebe. „Die Fakten sprechen für sich“, sagt er. Im vergangenen Jahr ist der Hombach erstmals trocken gefallen, auch der Mühlenbach war betroffen. „Die Spuren von 2019 kann man noch sehen.“ So sei
der Fischbestand gering. „Das darf uns nicht zu oft passieren. Sonst können wir den abschreiben“, sagt er exemplarisch über das Gewässer. Auch Amphibienpopulationen seien von der Trockenheit
betroffen.
Auswirkungen lokal spürbar
Verantwortlich sei nicht nur der Niederschlagsmangel, also klimatische Veränderungen, auch Grundwasserentnahmen, etwa zur Trinkwassergewinnung oder auch beim Bau neuer Gebäude. Ebenso eine
allgemeine Grundwasserabsenkung wie sie (nicht nur) im gesamten Land Niedersachsen festzustellen ist. „Die Auswirkungen sind lokal spürbar“, sagt Steffen Nadrowski, der den Fachbereich
Gemeindeentwicklung und Umwelt leitet.
Auch wenn die Gemeinde bereits die streckenweise Renaturierung der Hache und des Hombachs veranlasst hat und der Nabu „entlang der Hache wertvolle Beiträge zur Gewässerentwicklung“ geleistet hat,
wie es vonseiten der Verwaltung heißt, soll es mit der Arbeitsgruppe Gewässererhaltung nun einen Schritt weiter gehen. Erst einmal geht es um einen Informationsaustausch, so Nadrowski. In einer
ersten Sitzung seien gegenseitige Erwartungen geklärt und alle Teilnehmer auf einen gemeinsamen Stand gebracht worden. Mitgemacht haben bisher neben Vertretern der Ratsfraktionen und dem Nabu
Weyhe die Umweltverwaltung des Rathauses, die Untere Wasserbehörde des Landkreises Diepholz und die Harzwasserwerke.
Die Gruppe behalte sich vor, weitere Verbände ins Boot zu holen, „immer fallweise da, wo Probleme erkannt werden“, so Nadrowski. Und die sollten „nicht isoliert als Rat oder Verwaltung“
betrachtet werden. Es soll ermöglicht werden, Ziele für Gewässer in Weyhe zu erreichen und erste Ideen zu sammeln. Mit der Gründung der Gruppe, die vom Rat beschlossen worden sei, ist „der erste
Aufschlag“ gemacht, aber „es wird sicherlich eine Daueraufgabe werden“. Der Ist-Zustand hat sich, so Panten, über Jahrzehnte entwickelt und es werde eben auch Jahrzehnte brauchen, um diesen
abzuwenden.
Nadrowskis Empfehlung: „Wir müssen auch quer denken“ – beispielsweise bei Regenwasserkanälen im Straßenbau, die in der Vergangenheit mit verbaut wurden. Der Niederschlag allerdings solle besser
dort versickern, wo er herunterkommt, sagt er und meint damit: dezentral im Seitenraum. Lösungen braucht es auch für die Absenkung des Grundwasserspiegels nach Genehmigung durch die Unterere
Wasserbehörde des Landkreises, was bei Neubauten inklusive Kellergeschossen üblich ist. Brugger schlägt vor, das entnommene Wasser zum Beispiel über Grabensysteme oder Rückhaltebecken aufzufangen
und eben nicht abzuleiten. Bei der Trinkwasserförderung durch die Harzwasserwerke müssten die Menge und der Einzugsbereich hinterfragt werden angesichts eines abgesackten Grundwasserkörpers. In
der gemeinsamen Arbeit der Gruppenakteure soll es allerdings nicht darum gehen, „Schuldige zu finden“, aber es soll jeder zu seiner Verantwortung stehen. Auch der Verbraucher selbst ist, so
Nadrowski, am Ende gefragt, ob er „im Sommer seinen Golfrasen wässern“ muss.
Letztlich ist bei dem Thema festzustellen, dass die Öffentlichkeit ein großes Interesse daran habe. „Da müssen wir schauen, wie wir die einbinden“, sagt der Fachbereichsleiter. Denn bei der
Arbeitsgruppe Gewässererhaltung handelt es sich um ein Fachgremium, das nicht öffentlich tagt. Zum Spätsommer soll das zweite Treffen stattfinden. Darin soll es „vornehmlich um die
Trinkwassergewinnung im Einzugsgebiet der Harzwasserwerke, die Grundwassersituation, die Grundwassernutzung und die zugehörigen technischen Einrichtungen gehen“, teilt die Gemeinde mit. Zum
Jahresende, so kündigt es Bürgermeister Frank Seidel (SPD) an, solle es erste Ergebnisse aus der Arbeitsgruppe geben.
Regionale Rundschau vom 13.07.2020
Vogelmonitoring-Gruppe in Weyhe
Mit wachsamem Blick und gutem Gehör
Seit 2014 fließen Daten zum Vogelbestand aus Weyhe in eine bundes- und europaweite Statistik ein. Die Monitoring-Gruppe des Nabu zählt jährlich die auf der ihr zugeteilten Probefläche
vorkommenden Vögel.
Was flattert denn da? Vera Nietzer-Herrlich und Hubert Sturm vom Nabu Weyhe beobachten viermal jährlich Vögel und ihre Lebensräume. Die gesammelten Daten fließen in eine weitreichende
Statistik ein. (Vasil Dinev)
Weyhe. Man hört sie meist nur, sieht sie aber nicht. Hubert Sturm hilft daher sein Naturführer mit dem passenden elektronischen Stift. Tippt er mit der Spitze auf
den im Buch abgebildeten Fink, ertönen die typischen Laute des Vogels. So kann er die elektronische mit der Stimme des realen Vorbildes vergleichen. Der 82-Jährige erkennt viele der heimischen
Vogelarten jedoch ohne technische Hilfe. Er horcht im Garten der Naturschutzstation des Weyher Naturschutzbundes (Nabu) einmal auf und deutet mit dem Finger nach oben. Ein Stieglitz macht auf
sich aufmerksam. „Das könnte ich mit einer Lerche verwechseln“, ist Vera Nietzer-Herrlich vom Wissen des Lahausers beeindruckt.
Beide gehören innerhalb des Weyher Naturschutzbundes zur Gruppe, die viermal im Jahr unterwegs ist und gesichtete Vögel registriert. Seit 2014 läuft das Monitoring in Weyhe. Die Route ist
dabei genau festgelegt und umfasst einen Quadratkilometer ausgangs Leeste bis zur Umgehungsstraße Brinkum. Diese Bestandsaufnahme der Vogelwelt übernehmen die Freiwilligen im Auftrag des
Niedersächsischen Landesamtes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Die Ergebnisse aus Weyhe fließen in eine bundes- und europaweite Gesamtbetrachtung ein und liefern
wissenschaftliche Erkenntnisse über die langjährigen Veränderungen der Vogelpopulation und deren Lebensräume. In Niedersachsen und Bremen sind 280 solcher Gebiete ausgewiesen, sagt Hubert Sturm.
180 bis 190 von ihnen werden seinen Angaben zufolge von Vogelkundlern betreut. In Weyhe ist es die Probefläche mit der Nummer 197.
Im Frühling ist die Weyher Monitoring-Gruppe unterwegs, am Morgen geht es los. Vera Nietzer-Herrlich, Beke Seefried, Hubert Sturm sowie seine Enkel Oliver und Julian Lange haben in diesem
Jahr nach Vögeln Ausschau gehalten und sie für die Statistik erfasst. Bei der Begehung trägt die Gruppe jede Vogelart mit einem Kürzel punktgenau in die sogenannte Feldkarte ein. Nach der letzten
Runde erfolgt die Übertragung in eine Artenkarte. Die Gruppe sieht bei ihren Touren zwar nur einen kleinen Ausschnitt der Daten, erkennt aber auch in ihrem Gebiet Veränderungen. Mehlschwalben
etwa haben die Vogelkundler in diesem Jahr keine gesehen. Genau wie den Rauchschwalben geht es ihnen immer schlechter, weil sie kaum Nistplätze finden und feuchter Lehm fehlt, um Nester zu
bauen.
„Seit 2014 haben wir auf unserer Probefläche keine einzige Lerche entdeckt, dagegen kann sie der Beobachter auf dem Hahnenfelde zwischen Lahausen und Barrien regelmäßig hören, wenn auch mit
abnehmender Tendenz“, sagt Sturm. Ein paar Rebhühner haben die Vogelkundler jeweils nur 2015 und 2019 gesehen, Kiebitze überhaupt nicht. Das, obwohl in der Leester Marsch bis hin zur Ochtum in
diesem Jahr etwa fünf Paare brüten sollen, sagt Sturm. Dort seien auch mal Blaukehlchen, Braun- oder Schwarzkehlchen, ein Eisvogel oder eine Rohrweihe zu entdecken. Das Gebiet gehört allerdings
nicht zur Probefläche und fließt nicht in die Statistik ein.
Neuntöter sind zwar durchaus selten, aber ziemlich am Ende der Runde am Äsenweg in Erichshof brüten sie sogar das dritte Jahr in Folge. Überhaupt ist der letzte Abschnitt zwischen der
Bundesstraße 6 und Leeste für die Gruppe der krönende Abschluss ihres zwei- bis dreistündigen Rundgangs, weil die Ecke wenig zugebaut ist.
Bei den diesjährigen Begehungen sind Dompfaff, Stieglitz und Bluthänfling eher selten gesichtet worden, Buchfink, Zilpzalp, Kohlmeise, Amsel, Haussperling oder Grünfink dagegen häufiger. „Während
Ringeltauben und Krähenarten gehäuft und überall anzutreffen sind, zeigt sich, dass andere Arten sich recht standorttreu verhalten“, beschreibt Hubert Sturm, was die Gruppe beobachtet hat. So
haben die Vogelkundler zum Beispiel bemerkt, dass sich Haussperlinge zahlreich in einer Hecke tummeln, aber 100 Meter weiter kaum mehr zu sehen sind. Insgesamt hat die Gruppe auf ihrer
Fläche in den vergangenen sieben Jahren bis zu 60 Vogelarten festgestellt.
Bei der letzten Runde in diesem Jahr Mitte Juni registrierte die Gruppe 30 verschiedene Arten, etwas weniger als erwartet, sagt Sturm, „aber nicht alle Vögel zeigen sich, wenn wir gerade
auftauchen“. Seit gut 30 Jahren ist er Mitglied beim Nabu. Schon früh wanderte sein Blick gen Himmel, wenn dort Tiere flatterten. Als Flüchtlingskinder hatten er und seine Freunde in Ostwestfalen
in den Sommerferien viel Freizeit. „Sobald die Schule aus war, waren wir in der Natur“, sagt er.
Ständig draußen war auch Vera Nietzer-Herrlich als Kind, deren erstes Monitoring-Jahr es war. Sonst ist die 60-Jährige in der Eulen- und Falkengruppe des Nabu engagiert. „Ich finde es
interessant, wie sich die Natur im Beobachtungszeitraum entwickelt“, sagt sie über ihre Monitoring-Premiere. Bei der ersten Strecke seien die Felder noch kahl, dann wachse das Gras immer höher,
sodass Tiere wie Bluthänflinge am Ende nur noch zu hören sind. Ein Glück, dass Hubert Sturm dann mit seinem Gehör und dem Naturführer dabei ist.
Regionale Rundschau vom 06.07.2020
Nabu Weyhe
Neue Quartiere für Fledermäuse
Anke Bayer-Thiemig und Esther Nöggerath05.07.20200 Kommentare
Der Naturschutzbund (Nabu) Weyhe hat im vergangenen Jahr damit begonnen, Bunker in Fledermausquartiere umzuwandeln. In diesem Jahr sollen weitere folgen.
Fledermäuse sind derzeit wieder sehr aktiv und können vor allem in Wassernähe gesichtet werden. (Stefan Greif/DPA)
Weyhe. Fledermäuse zählen zu den am stärksten bedrohten Säugetierarten in Deutschland, deswegen hat es sich der Naturschutzbund (Nabu) unter anderem zur
Aufgabe gemacht, die Lebensbedingungen für die geflügelten Tiere zu verbessern. In Weyhe hat der Nabu nun im vergangenen Jahr damit begonnen, mehrere Bunker in der Gemeinde zu
Fledermausquartieren umzuwandeln. Die ersten davon sind bereits gut von den Tieren angenommen worden, weitere Bunker-Umbauten sollen dieses Jahr folgen.
Etwa ein halbes Dutzend Bunker hat der Nabu im Herbst umgerüstet, um den Tieren über den Winter ein Quartier zu bieten. „Wir mussten die Bunker zunächst ausräumen und dann als Unterkunft
umbauen“, erklärt Alfred Schulte vom Weyher Nabu. Dafür haben die Naturschützer unter anderem sogenannte Porotonsteine eingebaut, um den Fledermäusen Unterschlupf zu bieten. „Außerdem
haben wir die klimatischen Bedingungen angepasst“, erzählt Schulte. Denn wenn es zu viele Öffnungen im Bunker gebe, sei der Luftzug für die Fledermäuse zu groß. Außerdem musste zusätzliche
Feuchtigkeit in die Gemäuer gelangen, um optimale Bedingungen für die Tiere zu schaffen.
Im Januar und Februar dieses Jahres hat der Naturschutzbund dann die umgestalteten Bunker inspiziert und dabei eine ganze Reihe von Tieren entdecken können. „Das waren jetzt auch nicht enorm
viele, aber es ist schon ein Erfolg“, sagt Schulte. „Es geht in die richtige Richtung.“
Allerdings haben die Mitglieder dabei auch festgestellt, dass es trotz des zusätzlichen Wassers, das sie in die Bunker gebracht haben, noch immer nicht feucht genug dort für die Fledermäuse ist.
„Die Flughäute von denen sind sehr dünn und trocknen sehr schnell aus“, erklärt Schulte. Deswegen wolle man in Sachen Feuchtigkeit nun in den kommenden Monaten die Bunker noch nachrüsten. Die
Idee ist, Satellitenschüsseln auf den Dächern der Bunker zu befestigen, in denen sich Regenwasser sammeln kann, das dann in die Bunker geleitet wird, um einen permanenten Wasserstand dort zu
gewährleisten. Außerdem will der Weyher Nabu in diesem Jahr auch noch drei bis vier weitere Bunker in Angriff nehmen, sodass zum nächsten Winter etwa zehn Bunker für die Fledermäuse zur Verfügung
stehen. „Mehr ist mit der Größe unseres Teams nicht möglich“, sagt Schulte.
Seit dem Frühjahr sind die fliegenden Säugetiere nun auch wieder unterwegs, gebären jetzt, sind sehr betriebsam. Deshalb sind Begegnungen mit den Flattermännern nicht
ungewöhnlich. Auch in Stuhr und Weyhe sind die kleinen Nachttiere aktiv. „Es ist gerade eine gute Zeit, um Fledermäuse zu beobachten“, sagt Schulte. Insbesondere in trockenen Nächten würde
man sie besonders gut über Wasser oder an dessen Randgebieten sehen können, wo sie auf Insektenjagd gehen.
In Verruf gekommen
Der Naturschützer zeigt sich, ähnlich wie sein Kollege Folkhard Grohn vom Nabu Stuhr, allerdings auch besorgt über den Ruf, den Fledermäuse derzeit durch die Corona-Pandemie bekommen haben.
"Wir bekommen da manchmal Rückfragen zu", erzählt Schulte, der um Aufklärung in der Sache bemüht ist. „Fledermäuse können wie alle Haus- und Wildtiere Krankheiten auf den Menschen übertragen, tun
es aber meist nicht“, entwarnen Grohn und Schulte. Denn es gibt keine Belege dafür, dass die in Deutschland heimischen Fledermäuse Träger des Corona-Stammes sind, dem auch das Coronavirus
entstammt, wie der Naturschutzbund auf seiner Internetseite auch noch einmal erklärt. Das Virus sei neuartig und werde von Mensch zu Mensch übertragen. „Ich habe das eine oder andere Mal gemerkt,
dass es mehr Vorbehalte gibt", sagt auch Carola Anders als Fledermaus-Regionalbetreuerin des Landkreises Diepholz, die Verständnis für die Ängste und Sorgen der Menschen hat. Sie erklärt
aber, dass Antipathien gegenüber heimischen Fledermäusen absolut unbegründet seien.
Wer sich dennoch Sorgen macht, dem empfehlen die Experten, bei Berührung oder Kontakt zu den Tieren Handschuhe und Mundschutz zu tragen. „Jetzt Fledermäuse zu bekämpfen, ist völlig unbegründet
und ist zudem in Deutschland und EU-weit strafbar“, merkt Alfred Schulte an. „Letztlich gehören Fledermäuse zu den Wildtieren und haben, wie die anderen, ihre Daseinsberechtigung. Es sind
gesetzlich geschützte Tiere“, erklären Grohn und Schulte. Durch den Einfluss des Menschen sind sie auch in ihrem Bestand bedroht. Die Fledermäuse finden immer weniger Lebensräume und Nahrung.
Deswegen gibt der Nabu Weyhe auch online unter www.nabu-weyhe.de/projekte-und-themen/fledermausschutz Tipps für Privatpersonen, wie man den eigenen Garten fledermausfreundlicher gestalten kann
oder Unterschlüpfe für die geflügelten Säuger schafft.
Kreiszeitung vom 24.06.2020
Vögel zählen
Vogelmonitoring des Nabu: Weyher Gruppe sichtet seltene Arten - Blaumeisensterben wird nicht bestätigt
Der Bluthänfling ist ein eher seltener Vogel, aber bei einem Vogelmonitoring stellten Nabu-Beobachter fest, dass er in Weyhe noch brütet. Foto: Heiner Büntemeyer
Weyhe – Seit dem Frühjahr 2014 beteiligen sich Mitglieder der Nabu-Gruppe Weyhe an einem sogenannten Vogelmonitoring. Dafür wurde zunächst zwischen dem Ortsausgang Leeste und der Brinkumer
Umgehungsstraße eine einen Quadratkilometer große Fläche festgelegt, die zwischen Ende März und Anfang Juni viermal frühmorgens abgegangen wird.
Die Nabu-Ortsgruppe aus Weyhe beteiligt sich seit 2014 an dem sogenannten Vogelmonitoring
Während ihrer letzten Begehung des ausgewählten Beobachtungsgebiets sichteten sie seltene Vogelarten
Kaum noch vertreten sind allerdings die Lerche, Rebhühner und Kiebitze
Vogelmonitoring in Weyhe: Nabu-Gruppe entdeckt Dompfaff, Stieglitz und Bluthänfling
Dabei werden alle gesichteten Vögelregistriert und punktgenau mit einem Kürzel in eine Feldkarte eingetragen. Am Ende des Beobachtungszeitraumes werden alle
Ergebnisse aus den Feldkarten in eine Artkarte übertragen. Anschließend wird diese Artkarte an das Niedersächsische Landesamt für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
(NLWKN) geschickt. Die Ergebnisse fließen dann in eine bundes- und europaweite Gesamtbetrachtung ein und liefern wissenschaftliche Erkenntnisse über langjährige ornithologische
Zustände oder Veränderungen.
In Niedersachsen und Bremen sind 280 Beobachtungsgebiete ausgewiesen, zu denen auch die „Probefläche 197“ gehört, die seit 2014 von sehr engagierten Mitgliedern
der Weyher Nabu-Gruppe untersucht wird. Mitglieder dieser Gruppe, die in unterschiedlichen Besetzungen an den diesjährigen Exkursionen teilgenommen haben, sind Vera
Nietzer-Herrlich, Beke Seefried, Oliver Lange, Julian Lange und Hubert Sturm. „Sie waren immer mit großer Begeisterung und fundiertem ornothologischen Wissen dabei“, lobt Hubert Sturm die
Aktiven, die bei den Beobachtungsgängen stets bis zu drei Stunden in der ausgewählten Fläche unterwegs sind.
Bei der Begehung am 5. April wurden 32, am 15. April 41, am 11. Mai 37 und am 13. Juni 30 verschiedene Vogelarten entdeckt. Darunter Ringeltauben und Krähenarten
sowie Buchfink, Zilpzalp, Kohlmeise, Amsel, Haussperling und Grünfink, die zu den häufigeren Vogelarten zählen. Aber auch seltenere Vogelarten
wie Dompfaff, Stieglitz und Bluthänfling wurden gesichtet. Bei der jüngsten Begehung entdeckten sie zu ihrer großen Freude in der Nähe des Aesenweges wieder den sehr
seltenen Neuntöter, der an diesem Standort bereits zum dritten Mal brütet.
Vogelmonitoring in Weyhe: Kaum bis gar keine Registrierung von Lerchen, Rebhühnern und Kiebitzen
Dagegen bedauerten sie, dass sie auch in diesem Jahr keine einzige Lerche entdecken konnten, die sich allerdings im Bereich Hahnenfelde, wenn auch mit abnehmender Tendenz, noch
regelmäßig hören lässt. Rebhühner wurden in den vergangenen sieben Jahren nur zweimal gesichtet, Kiebitze überhaupt nicht. Dieser früher hier
sehr häufige Wiesenvogel brütet hingegen noch mit wenigen Brutpaaren in der Leester Marsch. „Wer Glück hat, kann dort auch mal ein Blaukehlchen, Braun- oder Schwarzkehlchen, einen Eisvogel oder
eine Rohrweihe entdecken“, berichtet Hubert Sturm. Auch der Rotmilan sei mehrmals dort gesichtet worden. Beim Vogelmonitoring zählen diese Vorkommen allerdings nicht, denn dieses
Gebiet gehört nicht zur „Probefläche 197“. Achtung vor Vogelbrut! Hecken sollte man frühestens erst ab Ende Juli beschneiden.
Insgesamt trafen die Weyher Nabu-Mitglieder in den bisherigen sieben Beobachtungsjahren auf fast 60 verschiedene Vogelarten. Und die diesjährigen Begehungen
brachten noch ein weiteres erfreuliches Resultat: „Das in anderen Regionen so oft beobachtete rätselhafte Blaumeisensterben können wir glücklicherweise für Weyhe
nicht bestätigen“, erklärt Sturm.
Sie sind acht und sie sind schwer: Die Wasserbüffel von Weyhe haben einen Auftrag in der Leester Marsch: Sie sorgen für den Erhalt der Biotope dort und schützen damit den Lebensraum von Vögeln.
Die Wasserbüffel sind liebesbedürftig, sagt Naturschützer Thomas Brugger und deshalb krault er sie gerne tüchtig. (Michael Braunschädel)
Weyhe/Stuhr. Sie liegen, wo sie trinken, sie essen, wo sie stehen: Die acht Wasserbüffel in der Leester Marsch haben auf rund sieben
Hektar Land alles, was sie brauchen. Was nicht, bekommen sie vom Naturschutzbund (Nabu) Weyhe. Heu etwa und Wasser, und auch die Tiere haben im Gegenzug dazu etwas zu leisten. Sie nämlich halten
die Landschaft in Schuss.
Zur Sicherheit nimmt Nabu-Vorsitzender Thomas Brugger einen kräftigen langen Stab mit. Damit stochert er zunächst in den Fladen der schwarzen und weißen Tiere herum, die schon auf dem Weg von der
Futterstelle zur Weide verteilt sind. Typische Wiederkäuer-Haufen, sagt er, sind das. Er will zeigen: Sie sind Herberge für viele Insekten, so sie denn nicht mehr allzu frisch sind. In einem Kilo
tummeln sich etwa 20 Gramm von ihnen. Das zieht die Vögel an. Dann kommt es zum Blickkontakt zwischen Mensch und Tier. Angst muss hier keiner haben, versichert Brugger. Aber wenn vier Erwachsene
sich den Tieren nähern, von denen sie nur einen kennen – ihn – ist Vorsicht geboten. Brugger selbst ist schon von den Tieren mal hier, mal da einen Meter zur Seite geschubst worden, alles im
Spiel. Doch bei 70 gegen 700 Kilogramm können die Regeln sich schnell ändern. „Ich musste ihm vor das Maul treten“, sagt Brugger über eine solche Situation mit einem Bullen in zunächst
unverfänglicher Rangelei.
Die Herde reckt ihre Hälse nach dem Besuch, guckt interessiert und lässt gleichzeitig das Fressen sein. Neugier bis Anspannung macht sich breit, auf beiden Seiten. Doch, so viel sei verraten,
alles bleibt friedlich. „Sie können mich jetzt schon riechen“, sagt Brugger, als von den Tieren noch nicht einmal Details zu erkennen sind. Zusätzlich meldet er sich übers Rufen an. Die acht
kennen seine Stimme. Passanten aber sollten Abstand halten, die Büffel nicht füttern und auch davon absehen, sich dem Gelände mit dem Auto zu nähern.
Und dann stehen sie da: Die weißen Kühe Martha und Hanne, Lotte und Kaja, die Ochsen Oskar und „Prachtkerl“ George, Mette und Leitkuh Laura. Sie ist die Chefin. Wenn sie okay ist mit dem Besuch,
sind es die anderen auch. Auf ein paar Schritte nähern sie sich an, bewegen sich heraus aus ihrer Tränke, für deren Erhalt sie selbst sorgen. Mit ihren Hörnern scharren sie die Senken in die
Böden. Wo Wasser ist, da sind auch Vögel. Wiesenschafstelzen beispielsweise oder auch Nilgänse. „Der Storch kommt fast jeden Tag“, sagt Brugger. Noch dazu bieten sie den Vogelarten Schutz.
„Greifvögel werden vom Büffel ins Visier genommen.“ Auch Fuchs, Wolf und Iltis lassen sich von den rinderähnlichen Tieren abhalten, ihrer Jagd aufs Gefieder nachzugehen.
Doch die aus Asien stammende und inzwischen europäisierte und daraus domestizierte Wasserbüffelart tut noch mehr für die Biotope in der Leester Marsch an der Schwelle zu Brinkum. Sie verhindern
den wilden Wuchs von Binsen oder auch Erlen. Die Tiere können die Gewächse verdauen, zwar nicht gut, wie Brugger sagt, aber immer noch besser als Rinder. „Wenn keine Tiere da wären, würden die
Biotope zuwachsen.“ Und das sollen sie nicht. Sie dienen als Laichhabitate und die Wasservögel brauchen offenes Gelände. „Wir haben sonst keine offenen Biotope“, sagt der Nabu-Chef. Vögel, die
auf dem rund sieben Hektar großen Areal – 2,6 davon gehören der Gemeinde Weyhe, 4,5 der Nabu-Stiftung Nationales Naturerbe – nun zum Zuge kommen, seien „fast alles vom Aussterben bedrohte Vögel“.
2014 hat der Nabu mit dem Projekt Ganzjahresbeweidung begonnen und die Tiere für 6500 Euro von einem Züchter aus Bremen-Grolland gekauft. Seitdem kümmert sich der Weyher Naturschutzbund gemeinsam
mit einem Stuhrer Landwirt um das Projekt – der Nabu dienstags bis donnerstags, Michael Bode-Kirchhoff freitags bis montags. Er schafft das Heu ran. Futter und Wasser gibt es im Unterstand des
Landwirts auf Brinkumer Boden. Wer Dienst hat, misst beispielsweise, ob der Zaun genug Strom hat und ob die Wasserpumpe funktioniert. Brugger zählt auch immer noch einmal durch, ob alle acht da
sind. Dabei findet sich auch immer noch Zeit zum „Kuscheln“. „Die Tiere sind liebesbedürftig“, sagt Brugger. Sie lassen sich gerne kraulen. Legt der Naturschützer ordentlich Hand an das borstige
Fell an, schließen die hunderte Kilogramm schweren Büffel die Augen und genießen. Allerdings können sie auch sehr stur sein, sagt er. Die Lösung: „Das geht mit gut zureden.“
Wie lange die Tiere noch bleiben? „Das Ende ist offen“, sagt Thomas Brugger, es kommt aber wohl, wenn „sich keiner mehr kümmern will“. Danach aber sieht es aktuell keineswegs aus.
Regionale Rundschau vom 20.05.2020
Nabu Weyhe
Kleine Tiere mit großem Nutzen
Zum Weltbienentag an diesem 20. Mai verdeutlicht der Naturschutzbund Weyhe noch einmal die Bedeutung der geflügelten Insekten und verteilt Samentüten für Blühwiesen.
Weyhe. An diesem Mittwoch, 20. Mai, ist Weltbienentag. Der Naturschutzbund (Nabu) Weyhe hat das zum Anlass genommen, um noch mal auf das Insektensterben und
die sehr hohe Abhängigkeit der Menschheit von der Bestäubungsleistung der kleinen unscheinbaren Wildbienen hinzuweisen. Neben der Honigbiene, die als Nutztier in der Obhut der Imker bestens
betreut wird und entsprechend eher nicht bedroht ist, gibt es laut Bernd Daneke, dem zweiten Vorsitzenden des Nabu Weyhe, in Deutschland noch 585 Wildbienenarten, denen es mehr oder
weniger „gut“ bis sehr schlecht geht. „Ihre Lebensbedingungen haben sich infolge von Landschaftsveränderungen wie Straßenbau, Gewerbegebiete, Siedlungsbau, Landwirtschaft, Pestizidnutzung,
Umweltverschmutzung und vieles mehr seit vielen Jahren stark verschlechtert“, berichtet Daneke.
Da die Wildbienen klein und nicht besonders auffällig sind, sei das in der breiten Öffentlichkeit nicht besonders zur Kenntnis genommen worden, obwohl Fachleute schon seit langem davor
warnen. Erst durch die „Krefeld-Studie“ seien sie in der Öffentlichkeit bekannt geworden. Obwohl die Biene klein ist, sei ihre Bedeutung „groß, um nicht zu sagen riesig“: Denn nach Aussage der
Fachleute werden etwa drei Viertel aller Pflanzenarten, einschließlich der Nutzpflanzen, durch Insekten bestäubt. „Das sind in erster Linie die Wildbienenarten, alle anderen Insekten spielen
eher eine untergeordnete Rolle“, betont Daneke. „Ohne diese Bestäubungsleistung würde sich die Pflanzenwelt unserer Erde radikal verändern.“ Das würde wiederum dazu führen, dass es für die
Ernährung des Menschen sicherlich in manchen Regionen der Erde nicht sonderlich gut aussehe. „Selbst in so reichen Ländern wie dem unsrigen müsste man auf vieles verzichten“, befürchtet der
Naturschützer. In China etwa würden schon Obstbäume von Hand bestäubt, um weiterhin für Ertrag zu sorgen.
Um den Bienen und anderen Insekten mehr Lebensraum zu bieten, dafür kann laut Daneke auch jeder Einzelne etwas tun: „Ein naturbelassener Garten mit heimischen ungefüllten Blüten, die von Insekten
angeflogen werden können, Totholz, wilden Ecken, Wasser und Blumenstängel für den Winter sollte immer noch die erste Lösung sein“, empfiehlt er. Insektenhotels, wie es sie inzwischen immer
häufiger gibt, seien dagegen eher eine sinnvolle Zugabe. Wer noch Samentüten für den Garten braucht, kann sich dafür an den Weyher Nabu per E-Mail an heiko-janssen@web.de wenden. Denn aus der
Aktion „Blüte aus der Tüte“ der Stiftung Naturschutz des Landkreises Diepholz sind noch einige Samentüten abzugeben.
Kreiszeitung vom 16.05.2020
Vierbeinige Landschaftspfleger
Wasserbüffel in der Leester Marsch machen einen guten Job
Landwirtschaftsmeister Michael Bode-Kirchhoff aus Brinkum (links) sorgt für eine fachgerechte Betreuung der Leester Wasserbüffel. Beim Nabu in Weyhe ist Thomas Brugger (rechts) für die Tiere und
das Büffelweidenprojekt zuständig. Fotos: Rainer Jysch
Wer mit dem Fahrrad durch die Marsch von Brinkum über Leeste nach Kirchweyhe fährt, sieht mit etwas Glück ein paar Wasserbüffel, wenn sich die acht Hörnerträger nicht gerade in einer Senke
wiederkäuend zur Ruhe gelegt haben, oder im Hochsommer bis zum Hals in einem kleinen See stecken, um ihre Körpertemperatur zu regulieren.
Leeste - Von Rainer Jysch. „Die Büffel haben nur ein Sechstel der Schweißdrüsen einer normalen Rinderrasse. Das bedeutet, dass sie nicht so gut schwitzen können und sich deshalb im Wasser
abkühlen müssen, wenn hohe Temperaturen herrschen. Dann liegen sie stundenlang im Teich. Manchmal ist auch der gesamte Kopf unter Wasser und es gucken nur noch die Nüstern raus“, berichtet Thomas
Brugger, der beim Nabu in Weyhe zuständige Mitarbeiter für das im Oktober 2014 gestartete Büffelweidenprojekt. Anfangs waren es nur vier Tiere: Zuchtbulle Artus, Kuh Laura und ihre Halbschwester
Mette mit Kalb George. In 2016 und 2018 haben insgesamt fünf Geburten die kleine Rinderfamilie erweitert, darunter zwei Kühe mit weißem Fell und zwei schwarze Jungbullen. Bulle Artus musste dafür
wegen der Gefahr der Inzucht allerdings weichen. Die Rolle der Herden-Chefin hat seitdem Kuh Laura übernommen.
„Wir haben es hier mit dem domestizierten, europäischen Wasserbüffel zu tun, der aus der asiatischen Rasse entstanden ist“, erzählt Brugger. So sei die europäische Wasserbüffelrasse ursprünglich
in Italien und in Ländern Osteuropas gezüchtet worden. „Es gibt ganz verschiedene Arten, die man gut an der Kopfform sowie an der Form und Stellung der Hörner unterscheiden kann“, erklärt er.
Die Wasserbüffel in der Leester Marsch sind knapp zwei bis rund acht Jahre alt und haben ein Gewicht von 500 bis 600 Kilo. Ochse George liegt bei rund 800 Kilogramm. „Ein ausgewachsener Bulle
kann schon mal 1200 Kilo wiegen“, weiß Thomas Brugger zu berichten. „George ist unser Prachtexemplar, schade dass wir den kastriert haben“, bedauert er. „Da er aber ein Nachwuchs aus der ersten
Kuh Laura ist, können wir ihn hier nicht als Zuchtbullen einsetzen.“
Die Lebenserwartung der exotischen Rinder liegt bei 25 bis 30 Jahren. Wasserbüffel sind gutmütig und neugierig, dennoch sollten Spaziergänger einen respektvollen Abstand einhalten, falls die
Tiere mal an den Zaun kommen, insbesondere wenn die Muttertiere Kälber führen. „Die Büffel sollten auch nicht gefüttert werden“, bittet Thomas Brugger die Passanten. „Alles, was die Tiere
brauchen, finden sie auf der Weide oder erhalten sie im Rahmen der Pflege.“
Fünf der momentan insgesamt acht Wasserbüffel, die sich in der Leester Marsch als vierbeinige Landschaftspfleger bewährt haben.
Landwirtschaftsmeister Michael Bode-Kirchhoff aus Brinkum sorgt für eine fachgerechte Betreuung der Leester Wasserbüffel. Im Sommer sind die Tiere meistens Tag und Nacht draußen auf der Weide. Je
nach Witterung haben die acht Rinder aber auch die Möglichkeit, in einem separaten Bereich des offenen Stalls der Familie Bode-Kirchhoff zu schlafen. Je nach Bedarf gelangen die Tiere selbständig
von der Weide über einen schmalen Weg zu dem fast 50 Quadratmeter großen, mit Heu ausgelegten Unterstand. Im Winter dient ihnen diese Bleibe auch tagsüber als geschützter Rückzugsort. Auf ihrem
Weg zum Stall wechseln die Wasserbüffel von der Gemeinde Weyhe in die Gemeinde Stuhr. Der Grenzgraben wurde speziell für diesen Zweck mit einem Betonrohr überbrückt. „Das ist gelebte
Nachbarschaft“, scherzt Michael Bode-Kirchhoff. Der Nabu habe ursprünglich überlegt, einen eigenen kleinen Stall auf der Weidefläche zu bauen. „Das hat sich dann aber aus Kosten- und
Genehmigungsgründen schnell zerschlagen“, sagt Thomas Brugger. „Bei uns waren ja die Voraussetzungen bereits da. Wir mussten nur die Überwegung über den Graben schaffen“, ergänzt Bode-Kirchhoff.
Die seinerzeit von einem Züchter aus Bremen-Grolland erworbenen Wasserbüffel sind Teil des extensiven Beweidungsprojektes. Der Job der Rinder ist es, das Gras niedrig zu halten und so einen
Lebensraum für Vogelarten zu schaffen, die es sonst an dieser Stelle nicht geben würde. „Noch vor 30 Jahren war in der Leester Marsch überall Vieh zu sehen. Wo gibt es denn heute hier noch
Rinder?“, fragt sich Bode-Kirchhoff. „Weideflächen werden bei intensiver Nutzung vier bis fünf Mal im Jahr gemäht und immer kurz gehalten. Vögel haben da keine Chance, im Mai ihre Brut
durchzubringen.“
„Extensive Beweidung heißt, dass das 7,5 Hektar große Land nicht wirtschaftlich beweidet wird, um eine Artenvielfalt bei Flora und Fauna zu erreichen: keine Düngung und keine Spritzmittel“,
erklärt Thomas Brugger. Dass das funktioniert, hat er bereits festgestellt: „Ich habe hier schon wieder sechs Kiebitze gesehen und die Schnepfenvögel Bekassine und Rotschenkel sind ebenfalls
beobachtet worden. Da bekommen wir gerade eine riesige Wiesenvogelpopulation“, freut sich der Nabu-Mann.
„Häufig sitzen Stare auf den Büffeln und futtern denen die Insekten aus dem Fell“, sagt Brugger. „Und die Wiesenschafstelzen wandern den Rindern zwischen den Beinen herum und warten darauf, dass
Fliegen aufgescheucht werden, die sich die Vögel dann wegschnappen.“ Auch Störche, Fischreiher und Graugänse sind als Gäste auf der Weide gesehen worden.
In den Wintermonaten bekommen die Leester Wasserbüffel ausschließlich Heu dazugefüttert. „Mit Kraftnahrung können die gar nicht umgehen“, meint Bode-Kirchhoff. „Die Tiere müssen ja auch nichts
leisten, müssen keine Milch produzieren oder übermäßig Fleisch ansetzen. Das ist tatsächlich nur der Erhaltungsbedarf, den die Tiere aufnehmen. Weidegras im Sommer und gutes Heu sind dafür
allemal ausreichend“, so der bio-zertifizierte Landwirt. „Viel bessere Bedingungen für eine Tierhaltung gibt es eigentlich nicht.“
Regionale Rundschau vom 21.04.2020
Lebensraum in Weyhe bedroht
Schwalben im Anflug
Sie sind wieder im Anflug: Seit März etwa und noch bis Mitte Mai circa machen sich Rauch- und Mehlschwalben auf nach Mitteleuropa, auch nach Weyhe. Doch ihr Lebensraum ist bedroht. Es braucht
mehr Blumen.
Sie kommen: Schwalben nehmen Kurs auch auf die Region. Zu den ersten gehören immer die Rauchschwalben, die aus Nordafrika nach Mitteleuropa kommen. (Holger
Bokelmann/Nabu)
Weyhe. Sie werden kommen und sie werden erneut voraussichtlich nicht allzu viele sein: Die Schwalben sind derzeit im Anflug und nehmen dabei auch Kurs auf die
Region. Dass sie mal wieder mehr werden könnten, dabei könnten Blumensamen helfen, meint Bernd Daneke, 2. Vorsitzender vom Weyher Naturschutzbund (Nabu) und verweist auf die landkreisweite Aktion
„Blüte aus der Tüte“. Gepflanzt werden sollten sie: jetzt.
Schwalben werden als Glücksboten gesehen, sagt Daneke. Wie in jedem Jahr werde von vielen Norddeutschen deshalb mit Interesse erwartet, dass erst Rauch- und später auch Mehlschwalben eintreffen.
Die Sommerboten überwintern in Nordafrika südlich der Sahara, informiert der Nabu im Internet. Nach Mitteleuropa zurück kommen die Rauchschwalben meistens schon Ende März, Mehlschwalben
hauptsächlich zwischen Mitte April und Mitte Mai. „Ihre Ankunftszeit variiert von Jahr zu Jahr, da der Heimzug auch durch die jeweilige Wetterlage auf dem Zugweg beeinflusst wird“, heißt es
weiter.
Doch die blutplatztreuen Vögel erleben bei ihrer Rückkehr manch schlechte Überraschung – die, dass ihr Nest vom Vorjahr nicht mehr da ist oder möglicher Lebensraum überhaupt knapper wird. Immer
seltener finden sie geeignete Nistplätze. Als Ursachen nennt der Nabu Sanierungen an Gebäuden, intensive Landwirtschaft und weniger fliegende Insekten. Schwalben haben keine alternative
Nahrungsquelle, sagt Daneke. „Waren die Schwalben, deren Familie in nur einem Sommer auf bis zu 250 000 gefangene Insekten kommen kann, früher in den Ställen willkommene Gäste, werden diese heute
oftmals ausgesperrt, um eine geforderte Sauberkeit zu gewährleisten.“
Hygienevorschriften hätten sich verschärft. Es gebe immer wieder Probleme mit dem nicht unerheblichen Kot der Schwalben unter den Nestern, die aber durch darunter angebrachte Kotbretter
verringert werden könnten, meint der Nabu-Vorsitzende. „Jetzt, vor dem Eintreffen der Flugakrobaten, die das Winterhalbjahr im südlichen Afrika verbracht haben, sollten sie angebracht werden.“
Wenig Baustoff für Nester
Auch trockene Sommer, in denen nicht genügend feuchtes Baumaterial zur Verfügung steht, bedeuten ein hohes Risiko – insbesondere für die Brut. Denn wenn die Nester nicht ausreichend fest
angebracht werden können beziehungsweise in der ganzen Struktur kein ausreichender Zusammenhalt herstellbar ist, droht die Gefahr, dass sie bei zunehmender Größe der Küken und somit zunehmendem
Gewicht abfallen, so Daneke, der sich in seiner Nabu-Arbeit außerdem mit Falken- und Eulennestern beschäftigt. „Um das zu umgehen empfehlen wir Lehmpfützen den ganzen Sommer über feucht zu
halten, gerne mit zum Beispiel Hundehaaren versetzt.“
Durch die zunehmende Bedrohung des Lebensraums habe sich die Population in den vergangenen Jahren um 30 bis 40 Prozent verringert. Das sei das Ergebnis der vom Nabu Deutschland aufgerufenen
„Stunde der Gartenvögel“ – eine jährliche im Mai stattfindende wissenschaftliche Arbeit zehntausender interessierter deutscher Privatpersonen. „Die deutschen Gärten sollten sich daher zu
insektenfreundlichen Blumenmeeren entwickeln – giftfrei – mit unterschiedlichen heimischen Arten, die das Frühjahr, den Sommer und bis in den Herbst hinein blühen und Insektennahrung bieten.“
Daneke betrachtet das als „sinnvolle Aufgabe“ inmitten der Corona-Krise, „in der viele Aktivitäten abgesagt werden mussten“. Um das Vorhaben zu unterstützen, hätte am Sonntag die Aktion „Blüte
aus der Tüte“ zusammen mit der Naturschutzstiftung des Landkreises Diepholz starten sollen, bei der „regiozertifizierte Wildblumensamenmischungen“ verteilt werden sollten. Alternativ verweist
Daneke nun auf die Möglichkeit, sich beim Weyher Nabu-Insektenfachmann Heiko Janßen zu melden, die Mischungen über ihn bekommen zu können – „solange der Vorrat reicht“. Der Nabu habe sich für
diesen Weg entschieden, „da die Aussaat der insektenfreundlichen Blühflächen demnächst erfolgen muss“.
Heiko Janßen ist per E-Mail erreichbar unter heiko-janssen@web.de. Weitere Info zum Wildblumenprogramm unter www.stiftung-naturschutz-diepholz.de.
Regionale Rundschau vom 29.03.2020
Über das Leben der nächtlichen Jäger
Alfred Schulte vom Naturschutzbund Weyhe informiert in einem Vortrag über Fledermäuse und Eulen
Eine Mückenfledermaus bei Nacht. Auf der Suche nach Beute stoßen Fledermäuse Schallwellen in hohen Frequenzen aus.
Weyhe. Vor interessiertem Publikum mit teilweiser eigener Erfahrung zu Fledermäusen und Eulen konnte Alfred Schulte vom Naturschutzbund (Nabu) Weyhe wesentliche Charaktere der nächtlichen Flieger
erklären und mit messtechnischen Methoden belegen.
Zunächst wurde aufgeklärt, dass die circa 25 Arten von Fledermäusen, die es in Deutschland gibt – darunter die Mückenfledermaus –, keine Blutsauger sind, wie häufig in Gruselgeschichten erzählt
wird, sondern sich von Insekten ernähren. In Norddeutschland haben sich circa zwölf Arten angesiedelt. Die bekanntesten sind Braunes Langohr, Großer Abendsegler, Wasserfledermaus,
Teichfledermaus, Fransenfledermaus. Die Identifizierung der Arten im Flug ist auch für Experten sehr schwierig und lässt sich bei hängenden Fledermäusen wesentlich einfacher durchführen, als bei
fliegenden.
Alfred Schulte vom Nabu berichtete aus eigener Erfahrung.
Für den Nahrungsbedarf benötigen die Fledermäuse bis zu 4000 Insekten pro Tag. Die Fledermäuse fangen ihre Beute mit den Flügeln und verstauen diese dann in ihrem Schwanz. Das Insektensterben
durch Monokulturen, eingesetzte Gifte, kultivierte Wälder und fehlende Blühstreifen macht das Überleben der Tiere schwieriger. Für die Überwinterung fehlen Spalten und Schlitze in alten feuchten
Gebäuden.
Es kam zu vielfältigen konkreten Fragen und entsprechenden Antworten: Wie kann ich helfen Fledermausarten zu erhalten? Sommerquartiere für die Brut zur Verfügung stellen, Kästen aufhängen,
Spalten an Gebäuden nicht versiegeln. Stört menschlicher Lärm die Ansiedlung von Fledermäusen? Geräusche, die von Menschen erzeugt werden, können die Fledermäuse wahrnehmen, stören sie aber nicht
bei der Ortung und Jagd ihrer Beute. Wie ist die Sehkraft bei den nachtaktiven Fliegern? Die Fledermäuse können im Nahbereich gut sehen. Dies nutzen sie bei der Aufzucht. Sie reagieren auch auf
das Licht einer Taschenlampe.
Die Fledermäuse sehen mit den Ohren und orten ihre Beute (Motte, Fliegen) durch Schall. Sie erzeugen hohe Frequenzen, die häufiger ausgestoßen werden, je näher sie bei der Jagd dem Ziel kommen.
Ihre erzeugten Frequenzen bei der Jagd unterscheiden sich von den Signalen, die sie für ihre sozialen Verhaltensweisen ausstoßen. Alfred Schulte, passionierter Ingenieur der Sonartechnik, zeigte
seine Mess- und Analysemethoden zur Darstellung der Kommunikationssignale zwischen den Fledermäusen. Gebannt verfolgte das Publikum die hörbar gemachten Signale.
Im zweiten Teil des Abends beschäftigte sich Alfred Schulte mit den anderen Schönen der Nacht, den auf dem Globus am weitesten verbreiteten Eulen, den Schleiereulen. Diese Nachttiere verschlingen
ihre Beute in einem Stück. Was nicht verdaut werden kann, wird in Gewöllen wieder ausgesondert. Die Tiere besitzen große Augen, die nach vorne gerichtet sind. Beim Größenvergleich der Augen zum
Menschen, würden unsere Augen die Abmessungen eines Apfels haben. Damit erzielen sie eine hohe Lichtausbeute, haben ein gutes räumliches Sehvermögen aber einen eingeschränkten Blickwinkel. Dafür
kann der Kopf bis zu 270 Grad gedreht werden.
Ein besonderes Augenmerk muss auf die Flügel der Tiere gelegt werden. Die Oberflächen ihrer Schwingen sind samtartig, die Handschwingen besitzen gezähnte Enden. Im Verhältnis zum Gewicht der
Schleiereule sind die Flügelflächen extrem groß ausgebildet. Alle diese Punkte erlauben dieser Schönheit der Nacht einen nahezu geräuschlosen Flug.
Das Hörsystem der Schleiereule, die Ohren, sind vertikal asymmetrisch versetzt angeordnet. Im „Herzgesicht“ der Schleiereule lassen sich die unterschiedlichen Ansätze der „Ohrmuscheln“ gut
erkennen. Diese Anordnung der Ohren erlaubt es der Schleiereule, ihre Beute sehr genau zu lokalisieren. Die Genauigkeit beträgt circa ein Grad, welches einer Daumenbreite bei einer Armlänge
entspricht.
Die richtungsorientierten und lautstärkeabhängigen Signale werden von unterschiedlichen Nervenzellen verarbeitet. Und es entsteht im Gehirn der Schleiereule eine „Hörkarte“, ein kartografisches
Bild. Das Lernen, der Abgleich der Sinne, erfolge in den ersten sieben Lebensmonaten der Nachtflieger, som der Referent.
Die Geräusche, welche von Mäusen erzeugt werden, zum Beispiel raschelnde Blätter oder Stroh, liegen im optimalen Empfangsbereich der Schleiereulen. Die Beute kann auf einer Entfernung von bis zu
70 Metern geortet und gejagt werden. Zu den Gefährdungen der Schleiereule zählen die gleichen Punkte, die für die Fledermäuse gelten. Zusätzlich noch Gifte, die von Menschen zur Beseitigung von
Mäusen verwendet werden.
Die Population der Tiere ist direkt abhängig vom Mäusevorkommen. Es können zwei bis drei Gelege in einem Jahr erfolgen. Dabei ist die Anzahl der Eier ebenfalls von dem Nahrungsangebot abhängig.
Danach richten sich auch die räumlichen Abstände zwischen Eulenkästen. Solange ausreichend Beute vorhanden ist, kann es zu einer Bewohnung dicht nebeneinander liegender Kästen führen, so der
Referent.
Eine ausführliche lebhafte Diskussion mit eigenen Erlebnissen rundete diesen interessant gestalteten Abend ab. Die Besucher bedankten sich mit kräftigem Applaus bei Alfred Schulte vom Nabu Weyhe.
Kreiszeitung vom 19.03.2020
Positive Entwicklung beim Nabu-Schleiereulen-Turmfalken-Projekt
Alle Vögel sind schon da – fast
Die Schleiereule hütet ihre weißen flaumigen Jungvögel.
Weyhe - Von Heiner Büntemeyer. Das Schleiereulen-Turmfalken-Projekt der Nabu-Gruppe Weyhe entwickelt sich prächtig und wirkt sich sehr positiv auf die Population dieser Vogelarten aus. Das
berichtet Projektleiter Bernd Daneke.
2016 startete der Nabu mit dem Projekt, als sich herausstellte, dass die Fledermäuse die in den drei Trafos an den Straßen Zur Böttcherei, Böttcherei und Wulfhooper Heide vorbereiteten
Schlafplätze nicht angenommen hatten. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Weyhe allerdings schon 13 Schleiereulen- und zwei Turmfalkenkästen, die in den Jahren zuvor aufgehängt worden waren.
2017 wurden vier weitere Schleiereulenkästen angebracht. Zwei Turmfalkenkästen wurden von der Deutschen Bahn als Ausgleichsmaßnahme an der Weser-Flutbrücke aufgehängt. Um den Bruterfolg zu
dokumentieren hat die Bahn einen fünfjährigen Monitoring-Vertrag mit dem Nabu Weyhe abgeschlossen.
Der Bruterfolg wurde 2017 erstmals mit Zahlen belegt. Damals brüteten fünf Schleiereulen-Brutpaare 25 Küken aus, und bei den Turmfalken, die auch in Schleiereulenkästen brüteten, zogen vier
Brutpaare 15 Küken groß.
Im Jahr darauf gab es laut Daneke einen herben Rückschlag bei den Schleiereulen. „Offenbar fehlte es ihnen in dem trockenen Sommer an Nahrung und so brüteten nur drei Brutpaare neun kleine
Schleiereulen aus. Da Turmfalken bei der Nahrungssuche flexibler als Schleiereulen sind, verdoppelte sich die Anzahl der brütenden Falken. Der Erfolg waren 20 Turmfalkenküken“, so Daneke.
Bernd Daneke, Vorsitzender Thomas Brunner und die ehrenamtlichen Projekt-Mitarbeiter waren gespannt auf die Bruterfolge, denn 2019 war ein starkes Mäusejahr. Das bestätigten die Zuchterfolge
der Schleiereulen und der Turmfalken. Sieben Schleiereulen-Brutpaare richteten sich in den Kästen ein. Sechs Paare schafften 2019 zwei Bruten, das siebente Paar zog sogar drei Bruten groß.
Als die bis in den November dauernde Aufzucht geschafft war, tummelten sich in den Weyher Kästen 59 Schleiereulenküken. Die Anzahl hätte noch größer sein können, wenn es an einem der
Trafotürme nicht den Streit zwischen Turmfalken und Schleiereulen gegeben hätte, die beide den gleichen Eulenkasten nutzen wollten. Dieser Streit kostete drei junge Eulenküken das Leben.
Inzwischen haben die Nabu-Mitglieder am gleichen Turm auf der Rückseite einen Falkenkasten angebracht und hoffen, dass die Falken diesen Kasten jetzt dem Eulenkasten vorziehen. Insgesamt
zogen zehn Falkenpaare im vorigen Jahr 37 Küken groß.
Gegenwärtig bietet der Nabu Weyhe den Vögeln 25 Schleiereulen- und zehn Turmfalkenkästen an. Interessant ist für die Weyher Vogelfreunde in jedem Jahr, dass diese Nistkästen auch von
Ringeltauben, Gartenrotschwänzchen und Wespen genutzt werden. Außerdem gab es 2019 in Weyhe auch Nachwuchs bei den Waldohreulen und den Baumfalken. Die Hoffnung, dass sich auch der Steinkauz
wieder in Weyhe ansiedelt, ist nicht unbegründet. Ihm stehen insgesamt sieben Brutröhren zur Verfügung, das Nahrungsangebot sei auch mehr als ausreichend, erklärt Bernd Daneke. Er rechnet
damit, dass zumindest die beiden an der Grenze nach Riede aufgestellten Brutröhren vom Steinkauz angenommen werden, weil die durch den Bau der Windkraftanlagen verbrämten Vögel nach
Alternativ-Brutmöglichkeiten suchen.
Trotz dieser großen Fortschritte sucht der Nabu Weyhe weiterhin nach Scheunen in ruhiger Lage mit Weideflächen in der Nähe um zu prüfen, ob der Einbau eines Nistkastens vor Ort sinnvoll wäre.
Regionale Rundschau vom 19.03.2020
Kies für die Hache
Nabu Weyhe verbessert Gewässer Am Neddernfeld
Thomas Brugger vom Nabu Weyhe zeigt anhand eines mit Schülern der Grundschule Sudweyhe gestalteten Modells, wo an der Hache Kies eingebracht wird.
Weyhe-Lahausen. 60 bis 70 Tonnen Kies und Steine werden in die Hache oberhalb des Freibades Am Neddernfeld geschüttet. Dahinter steckt eine feste Absicht: Die festen Partikel sollen
die Artenvielfalt in dem Gewässer schützen und anregen. "Die Hache bringt Sandfracht mit. Das ist fast nur Feinsand, der sich auf dem Boden ablegt. Der ist völlig strukturlos", erklärt
Thomas Brugger, der Vorsitzende der Weyher Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu).
Die sogenannten autochthonen Steine, heimischer Kies also und Feldsteine aus der Region, sollen dort eingebracht werden, wo die Strömung besonders stark ist. Die Steine sollen bessere
Bedingungen für Fische zum Laichen und Versteckmöglichkeiten für Makrozoobenthos schaffen, Kleinstlebewesen, die mit dem bloßen Auge noch erkennbar sind. Das Wasser wird durch die
Verwirbelung zusätzlich mit Sauerstoff angereichert. Für das Projekt hat das Land Niedersachsen 4500 Euro zur Verfügung gestellt, 500 Euro zahlt der Nabu dann noch aus eigener Tasche.
Die Verbesserung der Gewässerstruktur ist ein weiterer Schritt zur Aufwertung der Hache. 2017 hatten die Naturschützer einen 200 Meter langen Flussabschnitt renaturiert (wir berichteten).
An zwei Stellen war das gerade verlaufende Gewässer mit Überläufen abgekoppelt worden und in beide Richtungen waren neue Flussläufe geschaffen worden. Die orientieren sich an dem Verlauf
der Hache, wie er um das Jahr 1860 war, sagt Thomas Brugger. Der neue Flusslauf beträgt 380 Meter. In die vom Fluss abgekoppelten Bereiche sammelt sich nun Regenwasser. Die
Bingo-Umweltstiftung hatte die Renaturierung damals unterstützt.
Die Mitglieder des Nabu hoffen, dass der zweite Teil der Aufwertung bis Ende März umgesetzt wird. Mehr ist vorerst nicht an der Hache geplant. "Ideen gibt es viele, die Frage ist nur,
welche Flächen man zur Verfügung hat und ob man Fördergelder kriegt", sagt Brugger.
Markt der Möglichkeiten
Auch in diesem Jahr haben wir wieder am Markt der Möglichkeiten im Weyher Rathaus teilgenommen, um interessierten Weyher Bürgern die
vielfältigen Möglichkeiten ehrenamtlicher Arbeit beim NABU in Weyhe vorzustellen.
Es ist immer wieder überraschend für viele Interessierte, dass viele unserer Aktivitäten keinerlei Vorkenntnisse bedürfen. Wissen
und erworbene Erfahrungen werden in unseren Projektgruppen gerne mit neuen Interessierten geteilt.
Besonderes Interesse gab es in diesem Jahr an den Ton-und-Bild-Aufnahmen von Fledermäusen.
Kreiszeitung vom 07.03.2020
Nabu Weyhe erhält Förderung für bessere Struktur der Hache
Mehr Kies!
60 bis 70 Tonnen Kies wurden am Donnerstag in die Hache nähe des Freibades in Weyhe gelegt. Das führe aus Sicht des Nabu-Vorsitzenden Thomas Brugger zu einer besseren Struktur des Gewässers.
Foto: heinfried husmann
Sudweyhe – Sie fließt nicht mehr nur geradeaus und ist seit Mittwoch mit Kies gefüllt. Die Hache, die südlich entlang des Weyher Freibades fließt, wurde im Sommer 2017 renaturiert. Lief sie
vorher nur geradeaus, fließt das Wasser seitdem in einem Bogen. Vor der Umsetzung hatte der Nabu Weyhe zusammen mit Grundschülern ein Modell kreiert, auf dem der „neue“ Fluss zu sehen ist. Dann
folgte die Umsetzung (wir berichteten). Vor der Renaturierung hatte das Stück des Flusses eine Länge von 200 Metern, aktuell ist es 380 Meter lang. Die Bingo-Umweltstiftung unterstützte die
Umsetzung mit 18 500 Euro. Doch das Projekt war noch nicht ganz beendet.
Der Nabu-Vorsitzende Thomas Brugger teilt zufrieden mit, dass der Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) dem Nabu 4 500 Euro aus dem Programm
„Förderung kleiner Vorhaben Fließgewässer“ bewilligt hat. Anfang des vergangenen Jahres stellte der Nabu den Antrag. Als Anstragsteller muss dieser 500 Euro dazu zahlen. „Wenn der Fluss nur
geradeaus fließt, kann es dort keine Artenvielfalt geben, und das Gewässer hat dann keine Struktur mehr“, erklärt Brugger. Die Bodenstruktur des Flussbettes bestehe überwiegend aus
angeschwemmtem Sand. „Zu viel Sand führt zu einer Artenarmut.“ Eine neue Kiesstruktur führe aus seiner Sicht zu neuen Arten. Aus diesem Grund hat ein Bagger vor Kurzem 60 bis 70 Tonnen Kies,
der aus der Umgebung kommt, in den Fluss gelegt.
Hat der Nabu denn schon wieder neue Pläne? „Zurzeit nicht, aber Ideen gibt es viele“, so Brugger. lat
Regionale Rundschau vom 06.03.2020
Nabu Weyhe bekommt Recht
Kleines Moor wieder unter Wasser
Erfolg für den Weyher Nabu – vor allem aber für die Amphibienwelt in Leeste: Der Landkreis Diepholz stimmt zu, dass die Trinkwasserförderung Einfluss haben könnte auf den Wasserverlust im Kleinen
Moor.
Wieder Wasser im Kleinen Moor. Dafür haben Thomas Brugger, seine Mitstreiter und die Gemeinde Weyhe gesorgt. (Alexandra Penth)
Anderthalb Jahre hat Thomas Brugger dafür gekämpft. Im Januar kam nun die Bestätigung vom Landkreis Diepholz: Das Kleine Moor in unmittelbarer Nähe zum Böttchers Moor in Leeste ist
grundwasserabhängig. Was das bedeutet? Die Trinkwasserförderung der Harzwasserwerke könnte sehr wohl Einfluss haben auf den Wassergehalt des Moores. Dass der Landkreis als Untere Wasserbehörde
den Weyher Naturschützern Recht gibt, hat vor allem positive Auswirkungen auf die Amphibienwelt.
Mit zielstrebigen, weiten Schritten geht der Vorsitzende der örtlichen Nabugruppe durch das an die Naturschutzstation angrenzende Waldstück, über Baumstümpfe hinweg und über morastigen Boden. Am
versteckten Kleinen Moor hält er und deutet auf die kleine Wasserfläche: „Der Grundwasserspiegel ist um ein bis eineinhalb Meter abgesackt.“ Dass sich überhaupt Wasser in der Mulde befindet, ist
keine Selbstverständlichkeit. Seit September 2018 lag das Kleine Moor auf dem Trockenen. Der Nabu hatte im Zuge dessen eine geographische Höhenmessung veranlasst und mithilfe von Grundwasserdaten
belegt, dass der Grundwasserspiegel unter die Sohle des Moores gefallen war. Damit sah der Landkreis bestätigt, dass das Gewässer keine dichte Beckensohle hat und sich auch aus Grundwasser
speist. Auf die Antwort Ende Januar hin wurden die Gemeinde Weyhe und der Nabu tätig. Vor drei Wochen ist das Kleine Moor per Bagger in einem Bereich um bis zu 50 Zentimeter vertieft worden.
Grundwasser und das Regenwasser der vergangenen Wochen sind in das Becken gelaufen. Die Gemeinde war mit Bedacht vorgegangen, sagt Brugger. Man habe erst die Bestätigung des Landkreises
abgewartet, weil Konflikte mit den Harzwasserwerken befürchtet wurden. So hätte es gut heißen können, dass die Beckensohle erst durch die Baggerarbeiten beschädigt worden wäre.
In den 1960er-Jahren noch bildete ein Graben eine Verbindung zwischen Kleinem und Böttchers Moor. Daran erinnert heute ein im Trockenen liegendes Rohr. Der Rückgang des Wassers „fing in den
1970er- und 1980er-Jahren an, als immer mehr Brunnen gebaut wurden“, sagt Brugger. 19 sind es in Weyhe und Umgebung. Nicht einmal einen Kilometer entfernt liegen die Brunnen HFB3 und Nummer 11.
Brugger geht die einstige Verbindung der Moore entlang und auf das Böttchers Moor zu. Gut 20 Meter vor dem Wasser bleibt er demonstrativ stehen. „Hier würde ich normalerweise im Wasser
stehen.“ Die trockenen Sommer haben deutlich ihre Spuren hinterlassen. Brugger will aber auf etwas anderes hinaus und deutet auf die mit Schilf bewachsenen Ränder. Der zum Kleinen Moor
zeigende Teil steht weitestgehend im Trockenen, genau wie die dortige Uferböschung, die Tieren Schutz bietet. „Der Fischreiher hat hier ein leichtes Spiel“, sagt Brugger. Und da lauert im
Wasser noch ein weiteres Problem: ein ausgesetzter Sonnenbarsch. Der stammt ursprünglich aus Nordamerika und verdrängt andere Arten. „Der ist zur Massenplage geworden und schädlich für die Brut“,
sagt Brugger.
Die Widrigkeiten haben derzeit große Auswirkungen. Denn eigentlich ist das Kleine Moor Hauptlaichgewässer für Amphibien in Weyhe. Mitglieder des Nabu hatten zuletzt bis zu 3800 Amphibien am
Kleinen Moor eingesammelt und sie ins größere Böttchers Moor umgesiedelt, darunter Erdkröten, Teichmolche und Frösche. Da sich die Tiere aber in etwa 14 Tagen auf den Weg zum Kleinen Moor machen,
sind sie aufgrund der vielen freien und ungeschützten Fläche leichte Beute für andere. Zumindest aber bietet das Kleine Moor nun wieder einen Lebensraum für sie.
Mit der Beurteilung des Landkreises könnte laut Brugger nun eine Kompensationspflicht für die Harzwasserwerke einhergehen. Denkbar wäre zum Beispiel, Tonpellets im Kleinen Moor zu verteilen, die
sich als Tonschicht über den Boden legen, sodass kein Wasser mehr nach unten entweichen kann. Das würde wohl frühestens im Herbst oder Winter geschehen. Laut Martin Kleingünther von der Unteren
Wasserbehörde heißt das Urteil „nicht automatisch, dass die Harzwasserwerke zur Verantwortung gezogen werden“. Das sei im Zusammenhang mit dem Beweissicherungsverfahren zu sehen, das der
niedersächsische Wasserversorger führen muss. Zu dem hat er sich verpflichtet, nachdem er 2010 die Wasserfördermenge von 16 Millionen Kubikmeter pro Jahr auf 20 erhöhen wollte. Werden also
Auswirkungen auf die Natur berechnet, dann auf Grundlage der vier Millionen Kubikmeter Differenz. Außerdem müsse der klimatische Einfluss berücksichtigt werden, so Kleingünther.
Thomas Brugger sieht es insgesamt kritisch, dass potenziell immer mehr Wasser gefördert wurde, die klimatischen Veränderungen aber nicht genügend berücksichtigt wurden. „In den 1960er-Jahren
hatten wir hier etwa 700 Liter pro Quadratmeter Niederschlag pro Jahr. Die Werte lagen im vorletzten Jahr bei 300“, erklärt der Naturschützer, der findet: „Es gibt so etwas wie einen Krieg um
Wasser.“ Der Nabu-Vorsitzende überlegt, ein Gutachten über den gesamten Einfluss der Wasserförderung auf das Böttchers Moor erstellen zu lassen. Ihm gehe es nicht um Schuldzuweisungen. Brugger:
„Mich interessiert nicht, wer Schuld ist, mich interessiert, wie ich diese Moore retten kann.“
Kreiszeitung vom 06.03.2020
Landkreis bestätigt dem Nabu Weyhe, dass Feuchtgebiete unter Trinkwassergewinnung leiden
Sorge um die Moore
Im Kleinen Moor in Leeste sinkt das Grundwasser. Nabu-Vorsitzender Thomas Brugger sorgt sich um die dort lebenden Amphibien. Foto: heinfried husmann
Leeste – „Das Kleine Moor ist hier das Hauptlaichgewässer für Amphibien“, sagt der Nabu-Vorsitzende Thomas Brugger. Doch seit September 2018 ist das Moor trocken gefallen. Der Grund dafür? Die
Trinkwassergewinnung. Aus seiner Sicht seien die Harzwasserwerke dafür verantwortlich. Insgesamt 19 Trinkwasserbrunnen befinden sich in Weyhe, Fahrenhorst, Barrien und Ristedt, erklärt er. Die
ersten Brunnen existieren bereits seit den 60er-Jahren, danach wurden weitere errichtet. Das Abschöpfen des Wassers führe dazu, dass sich der Grundwasserspiegel zwischen einem Meter und 1,50
Meter abgesenkt habe, so Brugger. Aktuell liege die Fördermenge des Unternehmens bei 18 Millionen Kubikmeter Wasser jährlich.
Doch ein Lichtblick am Himmel: Der Landkreis bestätigte dem Naturschutzbund Anfang des Jahres, dass durch die Trinkwassergewinnung der Grundwasserspiegel gesunken ist. „Es ist toll, nach
anderthalb Jahren, endlich die Bestätigung erhalten zu haben.“ Damit sind die Harzwasserwerke nun dazu verpflichtet, etwas an der Situation zu ändern. „Wenn die Trinkgewinnung zu einer
Austrocknung oder zu extremen Schäden führt, dann sind die Harzwasser kompensationspflichtig“, erklärt Brugger. Das bedeutet, dass die Harzwasserwerke dafür Sorge tragen müssten, dass sich wieder
mehr Wasser in den Mooren befindet.
Doch es gibt ein weiteres Problem: Der Niederschlag, der auf sich warten lässt. „Grundwasser bildet sich aus Niederschlag und ohne den gibt es auch kein Grundwasser“, bringt Brugger seine Sorge
zum Ausdruck. Vorher sei die Rechnung aufgegangen, doch die Klimaveränderung trage ebenso ihren Teil dazu bei. „Wir hatten schon lange die Vermutung, dass das Kleine Moor grundwasserabhängig
ist.“ Nach einer geografischen Höhenmessung konnte der Nabu belegen, dass in der Zeit, in der das Moor ausgetrocknet war, der Grundwasserspiegel unter den Grund des Moores gesunken sei.
Welche Auswirkungen hat das für die Tiere? „Ich habe Angst, dass die Amphibienpopulation einbricht, die es im Kleinen Moor gibt“, erzählt Brugger. Die Tiere könnten auch nicht ins Böttchers Moor
quartiert werden, weil sich dort der Sonnenbarsch verbreitet hat, der schädlich für die Brut sei. Irgendjemand habe die Tiere dort ausgesetzt.
Der Nabu-Vorsitzende betont: „Ich will nicht nach dem Schuldigen suchen, ich will einfach die Moore retten.“
„In den 60er-Jahren floss das Wasser vom Kleinen Moor noch in das Böttchers Moor.“ Von einer Verbindung zwischen den beiden Biotopen ist jetzt nichts mehr von zu sehen. Äste und Blätter liegen
nun dort auf dem Boden des Waldstückes, wo damals das Wasser floss. „Es geht rapide abwärts. Die Trinkwassergewinnung hat sich nicht verändert. Aber die Harzwasserwerke haben nicht auf dem Zettel
gehabt, dass es weniger regnen könne“, so Brugger.
„Natürlich wollen sie die Moore nicht absichtlich zerstören.“ Aber die Trinkwassergewinnung müsse sich seiner Meinung nach um die Hälfte reduzieren. Sein Vorschlag: „Eine Möglichkeit wäre es, das
Wasser aus größeren Flüssen zu gewinnen.“
Nach der Bestätigung des Landkreises ist die Gemeinde selbst aktiv geworden. Mit Baggern wurde das Moor vertieft, sodass der Wasserstand aktuell wieder etwas höher liegt und so den Amphibien
weiterhin einen Lebensraum ermöglicht. Aber aus seiner Sicht müsse sich etwas ändern, damit die Moore erhalten bleiben.
Der Nabu-Vorsitzende überlegt, sich ein hydrologisches Gutachten erstellen zu lassen. „Ich würde gerne wissen, wie dicht das Moor ist.“
Kreiszeitung vom 04.03.2020
Nabu baut neue Nistkästen / Weitere Stellplätze gesucht
Wohnungen für gefiederte Gäste
In drei Gruppen fügen die Nabu-Mitglieder Wilfried Brasch (v.l.), Hans Wenninga, Daniel Wenninga, Holger Bokelmann, Peter Baranowski, Sigi Renz, Hubert Sturm und Oliver Lange vorgefertigte
Bauteile zu Schleiereulenkästen (links), Steinkauzröhren (rechts) und Turmfalkenkästen zusammen. Foto: heiner büntemeyer
Weyhe - Von Heiner Büntemeyer. Die Forderung nach bezahlbarem Wohnraum hat sich für die Schleiereulen, Turmfalken und Steinkäuze in Weyhe vorerst erledigt. Den jetzt entstanden in einem Schuppen
vor der Nabu-Station an der Böttcherei weitere Wohnquartiere für diese Vogelarten.
Im Baumarkt Koch Kirchweyhe hatten Mitarbeiter die gesponserten wetterfesten Sperrholzplatten auf die vom Nabu ermittelten Baumaße zugesägt. In gemeinsamer Arbeit wurden diese Teile
zusammengefügt.
Am größten waren die Schleiereulen-Kästen, und Diskussionen gab es bei den Steinkauz-Röhren: Sollten diese Röhren einen Marderschutz erhalten oder nicht? Einige Röhrenbauer vermuteten, dass
der durch den Marderschutz verengte Durchgang vermutlich auch die Steinkäuze aussperren könnte.
Dabei würde man sich beim Weyher Nabu doch so sehr darüber freuen, wenn sich endlich mal ein Steinkauz-Brutpaar auf Weyher Gebiet verirren würde. „Im benachbarten Bereich um Morsum leben
gegenwärtig rund 20 Brutpaare. Es wäre schön, wenn wir von der dortigen Population welche nach Weyhe abziehen könnten“, berichtete Hubert Sturm. Eigentlich seien Steinkäuze, was den
Nistkasten betrifft, eher anspruchslos. Sie legen ihre Eier auf den nackten Boden und schaffen sich aus eigenem Gewölle eine kleine Schwelle, hinter der sie die Eier legen. Allerdings kommen
ihnen die Weyher Gastgeber sogar ein wenig entgegen, indem sie den Bruthöhlenboden mit etwa Holzhäcksel ausstatten.
Am einfachsten zu bauen sind die Turmfalkenkästen. Sie brauchen nur vier Wände, wünschen sich aber Sitzstangen vor ihrem Einflugloch.
Demnächst werden die neuen Kästen im Gelände verteilt. Mindestens drei Meter über dem Boden, möglichst noch höher, sollten sie angebracht werden. Für die Steinkauz-Höhlen eignen sich am
besten Bäume mit waagrecht gewachsenen Ästen, die aber ziemlich selten sind. Das erfordert körperlich anstrengende Arbeit von den Mitgliedern, denn die Kästen sind schwer und unhandlich.
Schwindelfrei sollten die Monteure auch noch sein, denn die Anbringung erfolgt aus den Frontladern von Traktoren heraus.
Anfragen nach Schleiereulen- und Turmfalkenkästen liegen dem Nabu von interessierten Landwirten vor. Allerdings werden immer noch weitere Nistmöglichkeiten gesucht. Am besten eignen sich
dafür Scheunen und Schuppen, die an größere Grasflächen grenzen. Hier sorgen die Vögel dann dafür, dass sich die Anzahl der Mäuse wieder auf ein normales Maß verringert.
Mit den neu gebauten Nistkästen, die auch noch ein regenfestes Dach und eine Lasur gegen Feuchtigkeit erhalten, verfügt der Nabu Weyhe nach Angaben des stellvertretenden Vorsitzenden Bernd
Daneke über mehr als 27 Schleiereulen-, 18 Turmfalkenkästen und zwölf Steinkauzröhren.
Regionale Rundschau vom 26.02.2020
Deutlich mehr Schleiereulen in Weyhe
Guter Fang für Vögel im Mäusejahr
Die Zahl der Schleiereulen hat sich in Weyhe in 2019 gegenüber 2018 mehr als versechsfacht, wie die Weyher Ortsgruppe des Naturschutzbundes festgestellt hat. Grund dafür sind vor allem die vielen
Mäuse.
Ein seltener Anblick: Ein Schleiereulenpärchen hat sich im Nistkasten in Melchiorshausen niedergelassen. (Fotos: Michael Braunschädel)
Weyhe. Aus neun wurden 59 – Schleiereulen-Küken nämlich. Im vergangenen Jahr hat es gegenüber 2018 reichlich Mäuse gegeben. Viel Futter sorgte damit für viel
Nachwuchs und das nicht nur bei den Eulen. Auch die Falken in der Gemeinde Weyhe haben profitiert. Von der fruchtbaren Entwicklung berichtet die Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu), die mit
dem Bau von Brutkästen offenbar einen eigenen Beitrag zur Sache geleistet hat.
Die runden Gewölle-Bällchen vor der Tür des Trafoturms an der Straße Böttcherei in Melchiorshausen sind ein klarer Hinweis: In dem schlanken Gebäude brüten Schleiereulen. Der gefiederte Nachwuchs
hat sich nun wieder niedergelassen. Die Großen füttern dort die Kleinen mit ganzen Mäusen, wie Bernd Daneke, zweiter Vorsitzender des Weyher Nabu, erklärt. Was an Fell und Knochen übrig bleibt,
würgt die Brut wieder hoch – daher die Bällchen. Auch im Nistkasten der Tiere im zweiten Obergeschoss sind die Spuren haufenweise zu sehen – neben einem Schleiereulenpärchen. Und dieser Anblick
ist auch für Daneke an diesem Nachmittag ein seltener.
Insgesamt treten die Tiere, die die Mitglieder des Vereins regulär nur in der Dämmerung aufsuchen, neuerdings gehäuft auf, massiv sogar. 2018 konnte die Weyher Gruppe drei Paare mit drei Bruten
und neun Küken ausmachen. Im Jahr darauf hatte sich die Zahl mit 59 Küken mehr als versechsfacht. Von den sieben Schleiereulenpaaren haben sechs zwei Mal gebrütet, eines sogar drei Mal. Noch im
November hätten sie ihren Nachwuchs gefüttert. „Das war schon erstaunlich“, sagt Daneke mit großer Erfüllung. „Die Schleiereulen richten sich bei der Brut nach Vorkommen von Mäusen“, erklärt er.
Sind die zu wenige, lassen die Tiere mit dem herzförmigen Gesicht und den schwarzen Augen die Brut aus. 2018 war mäusearm, 2019 dagegen ganz klar ein Mäusejahr, das in der Regel mit Seuchen oder
einem strengen Winter ende.
Der Weyher Nabu hofft, dass sich die Zahlen entsprechend weiter entwickeln werden, denn der Verein hat nachgeholfen, indem er Nistkästen aufgehängt hat.
Und es sollen noch mehr Kästen werden. Vier weitere für Eulen und sechs weitere für Falken wollen die Mitglieder in den kommenden Wochen bauen und platzieren. Noch dazu haben sie Landwirte
kontaktiert und dort festgestellt: Das Interesse ist groß. Denn die Mäuse fressen die Wiesen kaputt. Die Agrarier profitieren also ebenfalls von einer höheren Zahl der natürlichen Feinde der
kleinen Nager – nicht nur Schleiereulen übrigens, sondern eben auch Falken. Und die konkurrieren mitunter bei der Suche nach passenden Nistplätzen, so auch im Trafoturm an der Böttcherei.
„Grundsätzlich steht es um ihn auch nicht gut“, sagt Daneke über den Falken. Der aber sei zumindest flexibler, was die Nestwahl angehe. Der brüte zur Not auch in Rabennestern. Eulen dagegen
hätten andere Ansprüche, Ruhe und Dunkelheit zum Beispiel.
Auch Kauzkästen geplant
Bei den Turmfalken konnte der Nabu im vergangenen Jahr 16 Küken in Kästen (vier Brutpaare) sowie 21 Küken von sechs Brutpaaren in Gebäuden und in Nestern auf Bäumen zählen. Für Eule und Falke
gibt es aktuell 25 Schleiereulenkästen und zehn Turmfalkenkästen. Weitere fünf für Steinkauze stehen noch auf dem Vorhaben-Plan des Vereins – Marke Eigenbau. Die Kauzkästen sollen entlang der
Grenze zu Riede in Bäumen aufgehangen werden. Dort gebe es das Tier, sagt Daneke, „bei uns aber wahrscheinlich noch nicht“. Für das Eulen- und Falkenprojekt des Nabu war das abgelaufene Jahr die
dritte Brutsaison.
Nabu-Projekt: Leon Stegman (v.l.), Siggi Renz, Bernd Daneke und Fabienne Karwin verpassten den Kopfweiden im Biotop wieder einen neuen „Haarschnitt“. Während Siggi Renz die Aktion mit einer
Astschere begleitet, hält Fabienne Karwin die neue Akku-Säge in Händen, die Carsten Eichhorn als Spende der Kreissparkasse mitgebracht hat.
Weyhe - Dank einer Spende der Kreissparkasse konnte der Nabu Weyhe seinen „Maschinenpark“ um Akku-Kettensäge, Akkus und Ersatzteile erweitern. Jetzt sind diese
Geräte beim Kopfweidenschnitt in den Osterbruchwiesen zum Einsatz gekommen. Trotz dieser Geräte blieb es eine kräftezehrende Arbeit, denn auf dem etwa 8 000 Quadratmeter großen Gelände warteten
70 Weiden auf den „Friseur“.
Eigentlich seien die Kopfweidenschnitte nur alle fünf bis acht Jahre erforderlich, erklärte der stellvertretende Nabu-Vorsitzende Bernd Daneke. Das sei
allerdings arbeitstechnisch von den Mitgliedern nicht zu leisten, weil dann mehr als armdicke Äste abgesägt und vor Ort durch einen kräftigen Häcksler geschreddert werden müssten. „Mit diesem
schweren Gerät kommen wir bei den jetzt herrschenden Witterungsverhältnissen nicht mehr an das Biotop heran,“ erklärt Daneke. Das sei in der Vergangenheit bei Frostwetter kein Problem
gewesen, das Schnittgut sei dann in die nicht weit entfernten Büffelwiesen gebracht worden.
Jetzt bleibe das Schnittgut im Biotop liegen und verrotte vor Ort. Aber armdicke Äste würden sich nicht dazu eignen, und deshalb werde jetzt häufiger gesägt, um
dünnere Zweige zu „ernten“.
Das Ergebnis zeige sich auch an den Kopfweiden. Früher seien tellergroße Schnittflächen entstanden, in die dann Wasser eindrang. „Dadurch wurde das Holz morsch,
es entstanden Höhlen, die bei Tieren als Unterschlupf und Nistplatz beliebt waren“, sagt Daneke und ergänzt: „Im vorigen Jahr haben wir sogar eine Schleiereule in so einer Höhle entdeckt.“
Die nun erheblich kleineren Schnittstellen würden zwar auch faulen, aber die Höhlen seien wesentlich kleiner. Doch sie böten jetzt kleineren Tieren Unterschlupf, oft entstünden aus eng
nebeneinander liegenden kleinen Schnittstellen später auch größere Höhlen.
Aber die Arbeit mit der Kettensäge ist anstrengend. Auch Fabienne Karwin und Leon Stegmann, die als „Bufdis“ in der Gemeinde tätig sind, haben sich freiwillig
zum Mithelfen entschlossen. Ihnen mache die Arbeit auch Spaß, obgleich sie für den nächsten Tag mit Muskelkater rechnen. Bernd Daneke ist froh darüber, dass auch im Nabu Weyhe Mitglieder
bereit seien, sich an diesen Aktionen zu beteiligen. Insgesamt hat der Ortsverein rund 850 Mitglieder, aber auch die Liste der Projekte, die betreut und oft auch ganz neu angeschoben werden,
sei lang: Die Wasserbüffel müssen betreut, die Schafe gefüttert und die Streuobstwiesen gepflegt werden. Es gibt eine Gruppe, die sich die Umrüstung ehemaliger Bunker in Fledermausquartiere
zur Aufgabe gemacht hat. Andere betreuen die Schleiereulen-, Falken- und Schwalbennester. Im Frühjahr wird entlang der Straßen beim Einsammeln der Kröten an den Krötenfangzäunen aktiver
Amphibienschutz betrieben. In der Grundschule Leeste werden Schulprojekte unterstützt, „und die Störche sind auch schon wieder da“, erklärt Daneke.
Außerdem wird Öffentlichkeitsarbeit betrieben, um auf die Notwendigkeit der Projekte aufmerksam zu machen und weitere Bürger zum Mitmachen anzuregen. Was Bernd
Daneke besonders freut: Die Beteiligung am Monatstreffen an jedem dritten Donnerstag im Monat um 19.30 Uhr im Dr. Dietrich-Schütte-Haus, Böttcherei 115, sei kräftig gestiegen und es würden
auch immer mehr jüngere Leute zu diesen Treffen kommen.
Regionale Rundschau vom 16.01.2020
Erträge aus Gewinnsparen
14 Weyher Vereine bekommen 9100 Euro
9100 Euro für Vereine: Aus dem Topf der Reinerträge hat die Volksbank Syke 14 Gruppe begünstigt. Das VR-Gewinnsparen ist eine Kombination aus Gewinnen, Sparen und Helfen, teilt die Volksbank Syke
mit.
Weyhe-Kirchweyhe. Aus dem Topf der Reinerträge hat die Volksbank Syke 14 Vereine aus Weyhe begünstigt. Das VR-Gewinnsparen ist eine Kombination aus Gewinnen, Sparen
und Helfen, teilt die Volksbank Syke mit.
Für Teilnehmer gibt es monatlich Geldpreise zwischen vier und 5000 Euro sowie Sachpreise und Gewinne aus Sonderverlosungen. Zu den Gewinn- und Sparsummen fallen Reinerträge an, teilt die
Volksbank mit. Vereine der Region haben die Möglichkeit, über die Filialen der Volksbank (in Bassum, Stuhr, Syke, Weyhe und Riede) einen Antrag auf Zuwendung zu stellen. Von den Reinerträgen in
2019 – mehr als 70 000 Euro – profitieren 65 Vereine im Nordkreis des Landkreises Diepholz. Für das Frühjahr kündigt die Volksbank die Übergabe eines Caddy (Wert 24 000 Euro) an, erstmalig auch
eines Kinderbusses für einen Kindergarten aus der Region (Wert 5000 Euro).
Folgende Weyher Vereine und Institutionen haben Spenden in Höhe von 9100 Euro bekommen: Jagdhorncorps Weyhe/Stuhr (600 Euro für Notenmaterial und einheitliche Bekleidung für Auftritte), Weyher
Kinderkiste (800 Euro für Spielgeräte für das Außengelände), Naturschutzbund Weyhe (600 Euro für digitale Mikroskope für
Grundschul-Projekttage), Förderverein der Paul-Maar-Grundschule Sudweyhe (800 Euro für Schutzhütte für das „grüne Klassenzimmer“), Lebenshilfe Syke/Wohnheim Weyhe (600 Euro für
einen Austauschakku für ein Therapiefahrrad), Jugendförderverein Weyhe-Stuhr (600 Euro für Netze und Ringe für Ringtennis), TSV Weyhe Lahausen/Mädchenfußball (600 Euro für Trainingsshirts),
Schützenverein Melchiorshausen (700 Euro für eine neue Schießanlage), Reitverein Sudweyhe (600 Euro für einen abschließbaren Geräteschuppen), Deutsche Lebensrettungsgesellschaft Weyhe (500
Euro für ein Spineboard), TuS Sudweyhe (500 Euro für weitere Fußball-, Korbball- und Gymnastikbälle), Tischtennisverein Erichshof (600 Euro für weitere Tischtennistische), Förderverein der
Hundertwassergrundschule Leeste (800 Euro für weitere Aulaausstattung), Seniorenzentrum Weyhe Alte Wache (800 Euro für Pavillions und Bierzeltgarnituren).